Wieder die selbe Suche: Wo ist das Abfahrer-Gen?

Lake Louise (dpa) - Für Maria Riesch & Co. sind Top-Ergebnisse schon Gewohnheit, die Technik-Herren um Felix Neureuther sorgten auch bereits für Freude - aber für die deutschen Abfahrer ist noch lange kein Land in Sicht.

Der Kampf der deutschen Alpinen in ihrem schlechtesten Teilbereich gleicht auch vor den ersten Speedrennen des WM-Winters im kanadischen Lake Louise fast einer Sisyphusarbeit. „Aber Jammern hilft nichts. Wir haben es ja selber in der Hand“, sagte Herren-Cheftrainer Karlheinz Waibel. „Dem Tüchtigen gehört bekanntlich das Glück - nun müssen die Jungs erst erst einmal tüchtig sein und den ersten Schritt tun.“

Der erste Schritt, und der ist wahrlich klein, ist erst einmal ein weiterer Startplatz. Nur zwei Herren des Deutschen Skiverbandes dürfen derzeit die Schussfahrten in Angriff nehmen. „Das Ziel ist in den ersten Rennen ein dritter Startplatz in der Abfahrt“, sagte DSV-Alpindirektor Wolfgang Maier, der mittelfristig aus dem hoffnungsvollen Junioren-Bereich auf Verstärkung hofft. „Auch daher ist es wichtig, sich für die nächsten Generationen Startplätze zu erarbeiten.“

Für Stephan Keppler, Andreas Strodl, Tobias Stechert und Hannes Wagner ist das aber nicht das vorrangige Ziel. Sie wollen sich selbst zeigen - und dass sie in der Vorbereitung auf die neue Saison einen Schritt nach vorne gemacht haben. „Generell blicke ich sehr zuversichtlich der Saison entgegen. Wir hatten ein sehr gutes Trainingslager in Chile, bei dem die Form auch richtig gut war. Leider kam danach die Bandscheibengeschichte und jetzt fehlen mir einfach ein paar Tage Training“, sagte Keppler, der beim ersten Training in Kanada mit Startnummer 65 auf Rang 22 vorfuhr - und gute Teilzeiten aufwies.

Hatten die deutschen Abfahrer vor dem vergangenen Winter nicht einen einzigen Sprung trainiert, so waren es dank des Trainings in Chile bereits vor dieser Saison schon 77. „Ich bin mir sicher, dass sich das auszahlen wird“, hob Waibel dieses Mosaiksteinchen im komplizierten Speed-Puzzle hervor. Seit seinem Amtsantritt vor über einem Jahr betont der Coach immer wieder das „Rennfahrer-Gen“ seiner Jungs. „Einpflanzen kann ich es ihnen nicht, aber die haben das alle. Es ist nur irgendwann verschütt' gegangen“, sagte Waibel. „Sie sind von Beruf Rennfahrer und sollen sich auch so aufführen.“

Wie Maier hofft er, dass die Sportler voller Wagemut und Willen die neue Saison angehen, Ausreden soll es keine geben. Wunderdinge werden aber auch bei der Abfahrt und Super-G am Wochenende nicht erwartet. Denn das letzte Top-10-Ergebnis eines deutschen Abfahrers liegt mit Kepplers achtem Platz in Lake Louise schon vier Jahre zurück. Und alle vier für das Wochenende nominierten DSV-Herren kamen zusammen erst 31 Mal in die Punkte-Ränge.

Angesichts dieser Vor-Platzierungen dürfte es für sie schwer werden, die Nominierungskriterien für die Heim-WM zu erreichen. Zweimal Top-15 oder einmal Top-8. Aber freuen dürfen sie sich schon auf die Titelkämpfe. Denn der DSV deutete an, angesichts der Rennen vor Heim-Kulisse möglicherweise die Kriterien aufzuweichen. „Ich möchte nicht in einer Disziplin bei der Heim-WM gar nicht erscheinen“, sagte Maier.