Medaille war so nah: Bitterer vierter Platz für Freund

Val di Fiemme (dpa) - Im Schneegestöber von Predazzo ist Severin Freund ganz knapp an der ersten WM-Einzelmedaille vorbeigesegelt. 1,7 Punkte fehlten dem Bayern aus Rastbüchl zu Bronze.

Dementsprechend enttäuscht war Freund. „Bei der WM sagt man leider Scheiße. Ich war schon mal Vierter in Vikersund, da war's schön, weil ich weiter vom Podium weg war“, sagte der 24-Jährige. Er musste mit Ansehen, wie der Norweger Anders Bardal überschwänglich seinen ersten Weltmeister-Titel bejubelte. Er setzte sich vor Gregor Schlierenzauer aus Österreich und dem Slowenen Peter Prevc durch.

„Es ist nicht befriedigend, wenn man drei Springer unter den besten zehn hat, aber keiner auf dem Podest steht. Wir haben eine Mannschaft aufgebaut, die in der Lage ist, Titel zu gewinnen. Das ist nicht befriedigend. Wir sind angetreten, um eine Medaille zu holen, aber wir haben den Sack nicht zugemacht“, bemerkte ein sichtlich um Fassung ringender Bundestrainer Werner Schuster.

Er hatte sich von seinen Schützlingen zwei Medaillen gewünscht. Diesmal klappte es noch nicht. Eine harsche Kritik verkniff sich Schuster angesichts der mannschaftlichen Geschlossenheit seiner Jungs. Neben Freund überzeugten auch Richard Freitag aus Aue als Sechster und der Oberhofer Andreas Wank als Neunter. Michael Neumayer aus Berchtesgaden belegte Rang 18.

Freund hatte im dichten Schneetreiben im zweiten Durchgang auf Angriff umgeschaltet. Als Sechster nach dem ersten Sprung, der bei 101 Metern zu Ende gegangen war, legte er 97,5 Meter nach. Doch es reichte nicht ganz. „ Mit Severin bin ich sehr zufrieden“, lobte Schuster, doch das konnte den Bayern nur wenig trösten. Allerdings hakte er diesen vierten Platz relativ schnell ab. „Hilft nichts, jetzt heißt es weitermachen. Es kommen noch weitere Chancen“, bemerkte Freund und dachte dabei bereits an den Mixed-Wettbewerb, der am Sonntag seine WM-Premiere erlebt und für den er gemeinsam mit Freitag nominiert wurde.

Mit hängendem Kopf schlich Richard Freitag von dannen. Er hatte sich mit 103,5 Metern und Platz vier nach dem ersten Durchgang eine starke Ausgangsposition geschaffen, lag nur 0,7 Punkte hinter dem Bronzerang. Doch der zweite Versuch misslang. „Keine Ahnung woran es lag. Vielleicht hatte ich beim Absprung zu wenig Druck. Da fehlen dann die Meter, was sich auf der Normalschanze sofort negativ auswirkt“, sagte der Sachse nach seinem 97,5 Meter-Satz. Ihn musste Schuster besonders trösten. „Richie hat Luft nach oben gelassen. Ihm fehlte das Feingefühl im zweiten Durchgang. Da ist er noch ein Jungspund, der noch nicht die Balance und die Ruhe hat“, sagte der Coach.

Letztlich zufrieden war nur Andreas Wank. Der Oberhofer katapultierte sich im zweiten Durchgang von Rang 18 auf Platz neun. „Eigentlich fühle ich mich bei Aufwind sehr gut, doch leider konnte ich im ersten Sprung davon nicht profitieren“, meinte der Thüringer. Bei Rückenwind und viel schlechteren Bedingungen ging es dann noch einmal auf 99,5 Meter und weit nach vorn.

Neumayer sah sich als Depp. „Die Bedingungen im ersten Versuch waren einfach schlecht. Und im zweiten Durchgang war ich so angefressen, dass der Sprung auch nicht so toll war. Ich mache jetzt zwei Tage Pause und hoffe, dass ich dann wieder angreifen kann“, bemerkte der Berchtesgadener.

Derweil jubelte Bardal über seinen Titel. Er sprang stabil auf 103,5 und 100 Meter und wehrte damit den Angriff von Schlierenzauer ab, der in beiden Versuchen zwei Luken tiefer startete, es aber nicht schaffte, die nötigen Punkte herauszuholen und sich mit Silber begnügen musste.