Ski nordisch Das Abc zur Vierschanzentournee

Von A wie Auftaktspringen über B wie betrunken und T wie tupfengleich bis Z wie Zuschauer. Unser Abc zur Vierschanzentournee.

Foto: dpa/Daniel Karmann

Wird es eine ganz normale Tournee, oder geht das unterhaltsame Grand-Slam-Theater einfach weiter? Die 68. Vierschanzentournee beginnt mit der Qualifikation (Samstag, 16.30 Uhr) und dem Auftaktspringen in Oberstdorf (Sonntag, 17.30 Uhr/jeweils ARD und Eurosport). Wissenswertes von A bis Z.

Awie Auftaktspringen: Wer es in Oberstdorf nicht aufs Treppchen schafft, hat die Tournee schon verloren – so war es in den vergangenen 14 Jahren. Einzige Ausnahme, die ja bekanntlich die Regel bestätigt: Anders Jacobsen im 2006/07; der Norweger war damals Vierter auf der Schanze unterhalb des Schattenbergs und am Ende Gesamtsieger.

Bwie betrunken: Der Finne Hemmo Silvennoinen feierte 1955 Silvester besonders intensiv und hochprozentig, weshalb er vom eigenen Mannschaftsführer von der Startliste für das Neujahrsspringen gestrichen werden sollte. Die gesamte finnische „Wundermannschaft“ setzte sich für Silvennoinens Start ein. Der dankte auf seine Weise: Er gewann.

Cwie Cup der Nationen: Die Österreicher sind in diesem Winter nach gesammelten Weltcup-Punkten die Nummer eins (1865) vor Norwegen (1492), Polen (1290), Japan (1265) und Slowenien (1064). Auf Platz sechs: Deutschland (1055).

Dwie deutsche Starter: Markus Eisenbichler, Richard Freitag, Karl Geiger, Stephan Leyhe, Pius Paschke und Constantin Schmid sind die schwarz-rot-goldenen Adler. Dazu kommen sechs weitere bei den beiden deutschen Springen aus der nationalen Gruppe (siehe N).

Ewie Einzelsiege: Mit jeweils zehn Einzelsiegen führen Jens Weißflog und Björn Wirkola die Rekordliste an. Der Norweger ist übrigens der Einzige, dem drei Gesamtsiege in Serie gelungen sind und zwar von 1966/67 bis 1968/69.

Fwie Flutlicht: Im Weltcup-Kalender tauchen immer mehr Nachtspringen auf. Der Vorteil: oftmals ruhigere Windbedingungen. Nachteil: Das Fenster für das Verschieben des Springens ist kleiner geworden. In Oberstdorf geht das Licht seit der Tournee 2004/2005 an, ebenso in Bischofshofen an Dreikönig.

Gwie Grand Slam: Willkommen im Club: Nach Sven Hannawald (2001/2002) sind auch der Pole Kamil Stoch (2017/2018) und im Vorjahr der Japaner Ryoyu Kobayashi (2018/19) Vierfachsieger geworden, haben auf den vier Schanzen von Oberstdorf, Garmisch-Partenkirchen, Innsbruck und Bischofshofen ausnahmslos gewonnen.

H wie Haltungsnoten: Fünf Punktrichter aus verschiedenen Ländern vergeben maximal 20 Punkte für einen Sprung. Sie beurteilen die Flugphase und vor allem die Landung.

Iwie i-Tüpfelchen: Der Telemark bei der Landung – der eine Fuß ist etwa eine Schuhlänge vor den anderen gesetzt, das hintere Knie wird gebeugt. Der stilvolle Knicks bringt hohe Haltungsnoten.

Jwie Japaner: Sorgen für eigene Geschichten. Wie Vorjahressieger Ryoyu Kobayashi, der nach Kazuyoshi Funaki (1997/98) erst der zweite japanische Gesamtsieger ist. Diesmal nicht dabei: Noriaki Kasai. Der 47-Jährige wurde zum ersten Mal seit 25 Jahren nicht für die Vierschanzentournee nominiert. Was zeigt: Bei den Japanern tut sich was.

Kwie kurios: Na klar kann man die Vierschanzentournee auch ohne einen einzigen Tagessieg gewinnen. Das war bisher sogar schon acht Mal der Fall. Zuletzt gelang das Kunststück dem Finnen Janne Ahonen 1998/99 (siehe O).

Lwie Lucky Loser: Das sind die Glückspilze im Tournee-Modus mit den K.o.-Duellen, die bei der Tournee seit 1996/97 für besondere Spannung sorgen. Die 50 Qualifizierten werden in 25 Paare eingeteilt. Die Sieger kommen direkt in den zweiten Durchgang. Zudem die fünf punktbesten Verlierer, die sogenannten Lucky Loser.

Mwie Messungen: Die Sprungweite wird mit digitalen Kameras gemessen. Windmesser stellen fest, ob in den Sektoren Auf- oder Rückenwind (siehe R) herrscht.

Nwie nationale Gruppe: Bei jedem Weltcup erhält der veranstaltende nationale Verband die Möglichkeit, eine zusätzliche Gruppe von bis zu sechs Athleten bei der Qualifikation an den Start zu schicken – allerdings nur zweimal pro Saison. Die glorreichen Sechs von Oberstdorf und Garmisch sind: Moritz Baer, Martin Hamann, Felix Hoffmann, Kilian Märkl (siehe R), Philipp Raimund und Luca Roth.

Owie oben: Sind sie oben, wollen sie runter, sind sie unten, wollen sie ganz oben stehen: Platz eins auf dem Treppchen ist immer das Ziel, vor allem in der Tourneewertung. Fünf Mal stand Rekordsieger Janne Ahonen aus Finnland ganz oben (1999, 2003, 2005, 2006, 2008). Nach 67 Tourneen gibt es übrigens nur 49 Gesamtsieger.

Pwie Preisgeld: Wie bei jedem anderen Weltcupspringen auch bringt der Sieg bei einem Tournee-Springen 10 000 Schweizer Franken ein. Für den Gesamtsieg gibt es 20 000 Franken extra – und den goldenen Tourneeadler. Ja, da ist Luft nach oben.

Q wie Quote: Die Vierschanzentournee ist ein Quotenbringer für die übertragenden Fernsehsender. Die Quotenkurve der vergangenen Tournee sah bei ARD und ZDF so aus: Oberstdorf 5,32 Millionen, Neujahrsspringen in Garmisch-Partenkirchen 6,65, Innsbruck 4,37 und Bischofshofen 6,78 (was einem Marktanteil von 27 Prozent entsprach). Zum Vergleich: Arnd Peiffers Einzel-Gold bei der Biathlon-WM 2019 wurde im ZDF von 4,61 Millionen Zuschauern verfolgt.

Rwie Rückenwind: Er ist der natürliche Feind des Skispringers, eine böse Spaßbremse, aber nicht ganz so gefährlich wie der Kreuzbandriss. Einer anderen Form von Rückenwind dürfen sich dieser Tage zwei deutsche Adler erfreuen: Karl Geiger (SC Oberstdorf) und Kilian Märkl (SC Partenkirchen) haben Heimspringen.

Swie Siegerliste: Sie ist diesmal bunt, die Liste der Saisonsieger. Zwei Mal gewannen Daniel Andre Tande (Norwegen) und Ryoyu Kobayashi (Japan), jeweils ein Mal Stefan Kraft (Österreich), Kamil Stoch (Polen) und Yukiya Sato (Japan). Die Favoriten sind somit benannt.

T wie tupfengleich: Zwei Sieger bei einem Weltcup-Springen, das gibt es schon mal. Tatsächlich auch zwei Sieger nach vier Tourneespringen: Janne Ahonen und Jakub Janda (Tschechien) kamen 2005/2006 jeweils auf 1081,5 Punkte.

Uwie ultraleicht: Leicht fliegt gut, ultraleicht noch besser. Titelverteidiger Ryoyu Kobayashi bringt es beispielsweise mit seinen 1,74 Metern auf 60 Kilogramm (siehe V).

Vwie V-Stil 2.0: Der Japaner Ryoyu Kobayashi hat den V-Stil verfeinert, die Skiführung, die erste Flugphase revolutioniert. Doch der deutsche Cheftrainer Stefan Horngacher sagt: „Dieses Jahr ist er nicht unschlagbar. Er ist fehleranfällig.“

Wwie warten: Deutschland wartet seit Sven Hannawald (2001/2002) auf einen Gesamtsieg. Er ist einer von insgesamt 21 deutschen Tagessiegern in Oberstdorf – sieben gelang danach der Tourneetriumph. In der jüngeren Vergangenheit holten Severin Freund (2015/16 in Oberstdorf), Richard Freitag (2014/15 in Innsbruck) und Hannawald (2002/2003 in Oberstdorf) Tagessiege.

Xwie x Mal: Schon x Mal machte Schneemangel der Tournee zu schaffen. Beispielweise 1955/56. An den ersten drei Stationen wurde Schnee angekarrt, was in Bischofshofen nicht möglich war. Das vierte Tourneespringen fand deshalb auf der Zinkenschanze in Hallein statt.

Ywie Y-Chromosom: Die Tournee ist die Skisprungbühne für die Männer – noch. „Wir stehen einer Vierschanzentournee für Frauen offen gegenüber“, hat Peter Kruijer, Vorsitzender des Skiclubs Oberstdorf und Chef des Organisationskomitees, dieser Zeitung gesagt. Doch noch stimmen die Rahmenbedingungen nicht.

Zwie Zuschauer: „Es ist immer ein Erlebnis, wenn unten im Stadion die Hütte brennt“, sagt Markus Eisenbichler. Das Auftaktspringen am Sonntag ist ausverkauft, 27 000 Zuschauer fasst die Arena an der Schattenbergschanze. Für das Neujahrsspringen gibt es nur noch Stehplatzkarten (28 Euro). Insgesamt werden wieder mehr als 100 000 Zuschauer an den acht Tourneetagen erwartet. Kommentar „Sagenhaft“