Weltmeister Frenzel hat Sotschi fest im Blick
Bischofsgrün (dpa) - Die Mücken waren lästig. Aber ansonsten ist für Eric Frenzel die Welt in Ordnung. Der Weltmeister und Gesamtweltcupsieger der nordischen Kombination hat mit seinen Mannschaftskollegen gerade den zweiten Sprunglehrgang in der Saisonvorbereitung absolviert.
Der Olympia-Winter naht - und Frenzel und die Kombinierer zählen zu den aussichtsreichsten Goldhoffnungen des Deutschen Skiverbandes (DSV). Doch der 24 Jahre alte Sachse ist vollkommen gelassen. „Ich konnte bisher gut trainieren.“ Natürlich seien die Winterspiele in Sotschi 2014 ein großes Ziel. „Aber das ist es für die anderen auch.“
Im oberfränkischen Bischofsgrün hat Trainer Ronny Ackermann seine Athleten zum Sprungtraining auf der mit Matten belegten Ochsenkopfschanze gebeten. „Meine Eindrücke sind sehr gut“, sagt Ackermann. Und gegen die Mücken hat ja Mückenspray geholfen. „So ist das eben, wenn eine Schanze mitten im Wald steht. Und wir machen einen Sport in der Natur“, sagt Frenzel schmunzelnd.
Für Abwechslung neben dem Sprungtraining sorgte eine Mountainbike-Tour oder ein Besuch im Zipline-Park, wo es mit Seilrollen in hohem Tempo den Berg hinabging. Ackermann, der es in seiner aktiven Laufbahn selbst zu vier WM-Titeln und drei Siegen im Gesamtweltcup gebracht hat, findet nur lobende Worte für seinen Schützling: „Eric hat nach den Erfolgen im vergangenen Winter noch mehr Vertrauen in seine Stärken. Er ruht in sich.“
Trotzdem sei der Ehrgeiz groß: „Es geht wieder bei Null los, das weiß er sehr gut. Aber er ist sehr geduldig, geht einen Schritt nach dem anderen.“ Konkret heißt das für diesen Sommer: „Beim Laufen wird noch eine Schippe drauf gelegt und die Umfänge werden gesteigert.“ Gerade mit Blick auf das große Ziel Olympia sei es wichtig, im Sommer „fokussiert, aber trotzdem ruhig“ zu arbeiten. „Man darf gerade bei den ersten Lehrgängen nicht gleich hektisch werden“, mahnt Ackermann.
Bei Frenzel scheint da keine Gefahr zu bestehen. Nach der Erfolgssaison machte er zunächst eine Woche Urlaub mit Partnerin Laura und dem gemeinsamen Sohn - „denn es bleibt ja doch immer wenig Zeit für die Familie“. Nun steckt er wieder mitten im Training. „Klar wird man von allen Seiten mit Olympia konfrontiert“, erzählt er. Mit den WM-Titeln von 2011 und 2013 gilt er schließlich schon heute als große Medaillenhoffnung für Sotschi. „Aber im Endeffekt kommt es jetzt darauf an, im Sommer gut zu trainieren.“ Und trotz der Gedanken an Sotschi blickt er noch weiter in die Zukunft: Frenzel hat sich für ein Wirtschaftsstudium an der Hochschule Mittweida eingeschrieben, um die beruflichen Weichen für die Zeit nach der Karriere zu stellen.
Die Stimmung unter den Kombinierern ist blendend, zumal nach dem Erfolgswinter 2012/13. „Alle haben ein gutes Gefühl“, sagt der sportliche Leiter Horst Hüttel. Mit drei Medaillen bei der WM in Val di Fiemme, dem Gesamtweltcuperfolg Frenzels und dem Sieg in der Nationenwertung sei der vergangene Winter sehr erfolgreich gewesen. „Die Latte hängt nun hoch“, betont Hüttel. „Wir haben den Anspruch, die Nummer-eins-Position zu festigen. Wir haben ein junges, schlagkräftiges Team.“ Was das konkret für Olympia heißt? Hüttel mag sich nicht auf allzu konkrete Zielformulierungen festlegen, gibt aber zu bedenken, dass die Kombinierer seit den 1980er Jahren einem Mannschaftstitel hinterherlaufen. Die Devise für Sotschi ist damit klar.