250-Meter-Flug: Prevc schreibt Skisprung-Geschichte
Vikersund (dpa) - Selbst nach seinem historischen Flug auf 250 Meter blieb sich Peter Prevc treu. Wie ein kleines Kind staunte der Slowene über den phänomenalen Weltrekord beim Weltcup-Triumph auf dem Monsterbakken in Vikersund, wo er das Skispringen in eine neue Dimension katapultierte.
„Im Moment ist es schwer, meine Gefühle zu beschreiben. Das wird vielleicht noch einige Tage dauern“, sagte der 22-Jährige bescheiden. Als Prevc die vier Jahre alte Bestmarke des Norwegers Johan Remen Evensen um 3,5 Meter verbessert und damit die magische Grenze geknackt hatte, spendete auch Skiflug-Weltmeister Severin Freund trotz des auf Rang vier knapp verpassten Podestplatzes begeistert Beifall. „Das war ein verdammt geiler Sprung. Den so weit zu ziehen, ist extrem. Diese Weite haben nicht wahnsinnig viele Leute für möglich gehalten“, sagte Freund.
Prevc, der von seinen Teamkollegen auf Schultern durch den Innenraum getragen und von den Zuschauern frenetisch gefeiert wurde, blieb auch im bewegendsten Moment seiner Karriere ganz cool. „Ich bin so kräftig wie möglich abgesprungen, Geschwindigkeit und Position waren optimal. Dann bin ich einfach gelandet“, beschrieb er die schönsten Sekunden seiner Sportlerlaufbahn. „Es ist immer großartig, weit zu fliegen. Dieser Sieg heute und der Weltrekord sind bislang mein größter Erfolg. Es war fantastisch“, erklärte Prevc.
Der ruhige, teilweise schüchtern wirkende Mann aus Kranj zählt seit drei Jahren zur Weltspitze. Bei der WM 2013 holte er Silber auf der Großschanze und Bronze auf dem kleinen Bakken. Bei den Olympischen Winterspielen in Sotschi wiederholte er diesen Erfolg, nur in umgekehrter Reihenfolge: Zweiter auf der Normalschanze, Dritter auf der großen Anlage.
Bei der am kommenden Mittwoch beginnenden WM in Falun soll nun endlich das erste Gold her. Und auch im Gesamt-Weltcup stehen die Zeichen gut. Mit dem Erfolg in Vikersund übernahm der Vorjahreszweite, der sich selbst als Familienmensch bezeichnet, das Gelbe Trikot des Spitzenreiters.
Ein wenig wurde ihm die Weitenjagd auf der Schanze in die Wiege gelegt, auch wenn sein Vater nur Hobby-Springer war. „Ich habe bei kleineren Wettbewerben in unserem Ort zugesehen und es hat mir gefallen. Dann habe ich es selber probiert und es hat mir Spaß gemacht. Mein Vater hat mich dann immer ins Auto gepackt und zum Skiclub gefahren“, berichtete Prevc vor wenigen Wochen bei der Vierschanzentournee, die er als Gesamtdritter beendete, von seinen ersten Schritten.
Der Sport hat ihn immer stärker in den Bann gezogen und füllt sein Leben aus. „Skispringen ist für mich eines der besten Dinge, die man tun kann. Man kann viel reisen, hat viele Wettkämpfe, trifft dort Freunde und lernt neue kennen“, erzählte Prevc. „Und es gibt dem Menschen ein Gefühl, wie es ist zu fliegen.“ Das hat er bei seinem Rekord in vollen Zügen ausgekostet.