Bei Vogt soll auf Olympia-Gold die WM-Medaille folgen
Falun (dpa) - In einem Rededuell mit Daniela Iraschko-Stolz würde Carina Vogt vermutlich den Kürzeren ziehen. „Sie erzählt gerne, ich bin eher still“, sagt die Skisprung-Olympiasiegerin über ihre große Gegenspielerin im Kampf um WM-Gold.
Doch auf der Schanze sind andere Qualitäten gefragt, weshalb sich Vogt an diesem Freitag einiges ausrechnet. „Ich weiß, was ich in großen Momenten zeigen kann. Ich bin ein Wettkampftyp“, versicherte die 22-Jährige vor dem erwarteten Titel-Dreikampf mit der Olympia-Zweiten aus Österreich und der fünffachen Saisonsiegerin Sara Takanashi aus Japan.
Bei den Olympischen Winterspielen vor einem Jahr hatte Vogt die beiden Topfavoritinnen düpiert. Da verwundert es kaum, dass sie einen ziemlich simplen Plan ausgeheckt hat: „Ich versuche es wieder so zu machen wie in Sotschi.“ Soll heißen: Ruhe bewahren, fokussiert bleiben und die besten Sprünge zum richtigen Zeitpunkt zeigen.
Weil der Schanzentisch des WM-Bakkens eine etwas geringere Neigung hat als viele Weltcupanlagen, rechnet sie mit einem engen Wettkampf. „Man muss sauber springen und sauber landen. Viele werden ins gleiche Loch springen“, prophezeite Vogt.
Nach den ersten zwei Weltcupsiegen der Karriere und insgesamt sechs Podestplatzierungen im bisherigen Saisonverlauf ist ihr Selbstvertrauen riesig. „Es gibt noch ein paar Dinge zu tun, aber insgesamt passt es sehr gut“, sagte die introvertierte Weitenjägerin.
Das empfindet sie schon als großen Erfolg, denn nach einer Knieoperation im Frühjahr war sie lange gehandicapt und erst Anfang Oktober wieder so hergestellt, dass sie in vollem Umfang trainieren konnte. „Wir mussten sie im Sommer mehrfach aus den Trainingslagern nach Hause schicken, weil das Knie geschmerzt hat. Da sah es nicht so gut aus“, berichtete Bundestrainer Andreas Bauer. „Ich war ziemlich unsicher, ob das Knie mitspielt. Jetzt habe ich keine Probleme mehr“, erklärte Vogt.
Seiner Vorzeigespringerin traut Bauer am Freitag alles zu. „Man merkt ihr an, dass sie durch den Olympiasieg eine gewisse Lockerheit hat. Und sie hat eine große mentale Stärke. Das hat sie schon bei Olympia unter Beweis gestellt. Da war sie die Coolste von allen“, lobte er seine Nummer eins.
Auch abseits der Schanze ist Vogt gereift. Sie ist mittlerweile Fixpunkt für die anderen Springerinnen wie Juliane Seyfahrth und Katharina Althaus, die sich an ihr orientieren. „Die jüngeren schauen hoch, was die Arrivierten machen“, erzählte der Bundestrainer. „Ulrike Gräßler ist ein bisschen mehr die Leaderin nach außen, Carina ist die Leaderin, wenn die Türen zugehen.“
Das öffentliche Interesse konzentriert sich auch in Falun zu allererst auf die Olympiasiegerin. Mehr Druck empfindet sie deshalb nicht: „Die Saison ist bisher schon gut gelaufen. Eine Medaille wäre daher eine Zugabe.“ Am liebsten wäre ihr die aus Gold - aber das sagte Vogt in ihrer bescheidenen Art natürlich nicht.