DSV-Adler auch am Bergisel gerupft

Bischofshofen (dpa) - Nach dem neuerlichen Absturz der deutschen Ski-Adler beim abgebrochenen Wind-Springen am Bergisel zog Bundestrainer Werner Schuster schon vor dem Finale der 62. Vierschanzentournee eine vernichtende Bilanz.

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„Es ist nach wie vor unbefriedigend, was ergebnismäßig abläuft in unserem Team“, sagte Schuster und redete Klartext: „Wir wollten um den Sieg mitspringen, das haben wir nicht geschafft. Es schaut wirklich fürchterlich aus in der Gesamtwertung. Wir müssen schauen, dass wir einen unter die ersten Zehn kriegen mit Ach und Krach.“

Während die deutschen Skispringer am Samstag in Innsbruck nur eine Statistenrolle spielten und nicht in die Top Ten kamen, spitzte sich der Dreikampf um den Gesamtsieg zwischen Shootingstar Thomas Diethart aus Österreich, dessen vom Wind verblasenen Landsmann Thomas Morgenstern und Simon Ammann weiter zu. Der Schweizer verkürzte als Tageszweiter hinter Überraschungssieger Anssi Koivuranta aus Finnland den Rückstand auf Diethart auf 9,4 Punkte - das sind knapp fünf Meter. „Es sind alle noch im Rennen. Die Welt wird ein spannendes Finale sehen“, prophezeite Schuster für das vierte Springen am Montag (16.00 Uhr/ZDF live) in Bischofshofen.

Dort hoffen die arg gerupften DSV-Adler auf ein dringend benötigtes Erfolgserlebnis. „Ich bin überzeugt, dass die Form wieder kommt. Momentan fehlt die Sicherheit im Wettkampf. Jetzt versuchen wir, in Bischofshofen wieder etwas näher an die Spitze heranzurücken und einen guten Abschluss zu machen. Es ist noch möglich, ein Signal zu setzen“, verkündete Schuster.

Der durchwachsene Auftritt seiner Schützlinge am Bergisel hatte den Bundestrainer fast zur Verzweiflung gebracht. Denn in der neun Springer vor Schluss abgebrochenen Windlotterie hätten die DSV-Springer durchaus einen Gewinn verbuchen können. „Koivuranta hat das perfekt ausgenutzt. Wir hätten das auch tun können, haben es aber nicht getan“, stellte Schuster enttäuscht fest.

Stattdessen fanden sich Richard Freitag (11.), Marinus Kraus (13.), Severin Freund (15.) und Andreas Wellinger (18.) im Mittelfeld wieder. Am Ende kam auch noch Pech dazu, denn im Finale lag durchaus eine Top-Ten-Platzierung in Reichweite. „Für uns war der Abbruch schade, weil wir im zweiten Durchgang etwas besser gesprungen sind. Vermutlich wollte man auch Schaden abwenden für die Tournee-Gesamtwertung“, erklärte Schuster.

Auch so gab es heftige Diskussionen, weil Morgenstern von allen Top-Springern die schlechtesten Bedingungen erwischte und im Kampf um die Tournee-Krone Boden einbüßte. „Der Windunterschied betrug zwei Meter pro Sekunde. Das ist etwa so, als müsste Sebastian Vettel mit 200 PS weniger fahren“, schimpfte Morgenstern.

Auch Österreichs Cheftrainer Alexander Pointner war angefressen. „Als Sportler fühlst du dich vorgeführt und verarscht“, kritisierte er die Jury. Dagegen frohlockte Ammann nach seinem Satz auf 133,5 Meter: „Ich war heute sicher gut bedient. Das Glück hat geholfen.“ Der viermalige Olympiasieger will sich nun den Traum vom erstmaligen Tournee-Triumph erfüllen: „Die Rolle des Jägers liegt mir.“

Der Schweizer gehört neben den Österreichern schon jetzt zu den großen Gewinnern der 62. Tournee-Auflage. „Alle anderen - die Polen, die Norweger, die Japaner und wir - sind die Verlierer“, bilanzierte Schuster. Rückschlüsse auf die in fünf Wochen beginnenden Olympischen Winterspiele wollte er daraus jedoch nicht ziehen: „Für Olympia bedeutet es nicht all zu viel, das ist eine ganz andere Veranstaltung. Da haben wir noch etwas Zeit, die müssen wir nutzen. Und alle, die jetzt gut springen, müssen ihr Niveau auch erst mal halten.“