Freund nach Rang fünf weiter in Gelb: „Schmückt einen“
Lillehammer (dpa) - Nach ihrem erfolgreichen Lillehammer-Ausflug verließen Ski-Adler Severin Freund und Kombinierer Fabian Rießle mit dem Gelben Trikot im Gepäck die Olympia-Stadt von 1994.
Skisprung-Weltmeister Freund 24 Stunden behauptete nach seinem 19. Weltcupsieg mit Platz fünf die Gesamtführung, Rießle stand erstmals in seiner Karriere ganz oben und rundete den gelungenen Norwegen-Trip mit Rang zwei ab. Zum guten Auftritt der deutschen Ski-Asse trug auch Langläuferin Nicole Fessel mit Platz vier im Skiathlon bei.
Damit schob sich Freund in der ewigen deutschen Rangliste auf den alleinigen dritten Platz, den er sich zuvor mit Sven Hannawald geteilt hatte. Mehr Weltcupsiege haben nur noch Jens Weißflog (33) und Martin Schmitt (28) auf dem Konto.
Am Sonntag blieb dem 27 Jahre alten Team-Olympiasieger trotz eines Anlauf-Pokers der Jackpot verwehrt. Nach einem verpatzten ersten Sprung auf 94 Meter ging Bundestrainer Werner Schuster im Finale volles Risiko und verkürzte den Anlauf für Freund, der dafür Bonuspunkte hielt. Der Halbzeit-Zehnte segelte auf 99,5 Meter und machte noch fünf Ränge gut.
Im Wettbewerb von der kleinen Schanze ging der Bayer als Fünfter erstmals in diesem Winter leer aus, verteidigte mit 205 Punkten aber trotzdem hauchdünn das Gelbe Trikot des Gesamtführenden vor Tagessieger Kenneth Gangnes aus Norwegen (204). „Das sagt in dieser frühen Phase natürlich noch nichts über die Saison aus“, sagte Freund. „Aber es schmückt einen.“
Nur 3,4 Punkte fehlten ihm zum drittplatzierten Norweger Johann Andre Forfang. „Wenn er einen perfekten Sprung macht, wird es sogar ganz vorne noch einmal eng“, sagte Schuster. Am Ende jubelte Gangnes, der sich mit 98 und 99 Meter vor dem Slowenen Peter Prevc durchsetzte. Das gute deutsche Abschneiden komplettierten drei weitere Springer in den Top Ten - Richard Freitag wurde Sechster, Andreas Wellinger Siebter und Andreas Wank Zehnter.
Beim verspäteten Saisonauftakt der Nordischen Kombinierer war Rießle der Star. Der Lohn für seinen ersten Weltcupsieg überhaupt und Platz zwei war die Führung im Gesamtklassement. „Er hat einen großen Schritt nach vorn gemacht“, lobte Bundestrainer Hermann Weinbuch den Schwarzwälder.
Vor allem auf der Schanze lässt Rießle derzeit nicht mehr so viel liegen wie früher. „Da hat er sich stark verbessert“, stellte der Coach fest. Rießle sieht das nicht anders: „Ja, mit der Sicherheit im Springen wird es leichter beim Laufen.“
Auffällig war auch sein neues taktisches Repertoire. Am Samstag zeigte Rießle der Konkurrenz bereits nach drei Kilometern die Hacken und lief ungefährdet von vorn zum Erfolg. Am Sonntag hielt er sich stets im Windschatten und machte erst auf der Zielgeraden ernst. Da freilich war der Norweger Magnus Krogh nicht mehr einzuholen. Rießle blickte danach zuversichtlich voraus: „Das Gelbe Trikot möchte ich schon über Weihnachten behalten.“
Von solch einem Anspruch ist Langläuferin Nicole Fessel zwar weit entfernt, doch mit ihrem vierten Rang im Skiathlon ließ die Oberstdorferin gleich am zweiten Rennwochenende aufhorchen. „Ich bin gar nicht traurig, dass ich nicht auf Platz drei gekommen bin. Im Gegenteil: Ich bin hochzufrieden mit dem vierten Platz“, sagte sie. Rang sechs in der Staffel am Sonntag entsprach dann genauso wenig den Erwartungen wie der enttäuschende zehnte Platz des Männer-Quartetts.
Die große Show in Lillehammer lieferten die derzeit besten Läufer der Welt ab. Sowohl Therese Johaug bei den Frauen als auch Martin Johnsrud Sundby führten die Konkurrenz sowohl im Einzel als auch in der Staffel vor und sorgten damit für überlegene norwegische Siege.