Freund und Freitag: Skispringen und Gitarre sind tabu
Innsbruck (dpa) - Severin Freund und Richard Freitag sind Deutschlands beste Skispringer. Auch abseits der Schanzen harmoniert das Duo prächtig. Bei der Vierschanzentournee hat bislang aber nur einer der beiden Hoffnungsträger Grund zur Zufriedenheit.
Wenn Hobby-Gitarrist Freitag auf Reisen geht, lässt er sein Instrument lieber zu Hause. „Ich denke, wenn ich den ganzen Abend im Zimmer herumklimpern würde, würde der Sevi anfangen durchzudrehen“, erzählt Freitag. Mit Sevi ist Deutschlands letzte Skisprung-Hoffnung bei der 60. Vierschanzentournee, Severin Freund, gemeint.
Freitags Gitarre, auf der er in seiner Freizeit gerne übt, ist ein Tabu im Horst der beiden besten DSV-Adler. Das andere ist das Thema Skispringen. „Wir versuchen, in der Freizeit davon wegzukommen und abzuschalten“, berichtet Freund.
Das klappt bisher sehr gut, weshalb Freund und Freitag auch abseits der Schanzen prächtig harmonieren. „Klar ist er im Wettkampf ein normaler Konkurrent. Aber Richard ist ein guter Kumpel. Wir sind oft zusammen auf dem Zimmer, weil es dort gut funktioniert“, sagt Freund. Und fügt mit einem Lachen hinzu: „Das kann auch von solchen Banalitäten abhängen, ob jemand schnarcht oder nicht.“
Selbst wenn es sportlich mal nicht so läuft - so wie im bisherigen Tourneeverlauf bei Freitag - wird an den Regeln festgehalten. „Wir sind von Oberstdorf nach Garmisch gemeinsam im Auto gefahren. Da wurde die ersten fünf Minuten über den Wettkampf gesprochen, dann war das Thema erledigt“, erklärt Freund.
Viel lieber schaut das Duo, das für die kommenden Jahre die Hoffnungen im deutschen Skisprung trägt, gemeinsam Filme. Die Palette reicht von Science Fiction über Serien bis zu Komödien. „Wir haben aber auch schon öfter Schafkopf gespielt oder Activity. Und dann liest man auch mal ein Buch oder trinkt abends gemeinsam ein Bier. Da gibt es viele Möglichkeiten“, erzählt Freund.
Wie der 23-Jährige, der die Nase bei der Tournee als Halbzeit-Fünfter bisher klar vorne hat, braucht auch sein drei Jahre jüngerer Mitstreiter unterwegs ein Wohlfühlklima. So wie er das von zu Hause kennt. „Die familiäre Unterstützung ist allgemein sehr wichtig. Man weiß immer, dass sie hinter einem stehen, egal ob es gut oder schlecht läuft“, erzählt Freitag.
Von Vater Holger, der als Skispringer wie der Sprössling einen Weltcupsieg vorzuweisen hat, erhält der seit Jahresbeginn bei der Bundeswehr angestellte Sachse den einen oder anderen Tipp. „Und es gibt das eine oder andere lustige Gespräch über die alten Zeiten. Da sind schon Storys dabei wo man sagt, ihr habt den Sport schon ganz schön ausgelebt“, berichtet Freitag grinsend.
Bundestrainer Werner Schuster ist froh, dass die privaten Verhältnisse seiner Protagonisten geordnet sind. „Es ist eine gute Voraussetzung, wenn man aus einem familiären Umfeld kommt, wo es ein Verständnis für den Spitzensport gibt“, sagt Schuster.
Im Falle von Freitag ist er sich übrigens sicher, dass der seinen Papa schon bald überflügeln wird. „Richard wird definitiv mehr als einen Weltcupsieg schaffen. Dafür lege ich meine Hand ins Feuer“, erklärt der Coach. Den Ehrgeiz dazu hat Freitag junior allemal: „Ich habe keine Wette mit meinem Vater zu laufen, dass ich mehr Weltcupsiege schaffe als er. Aber natürlich ist das mein Ziel.“