Freund Vierter bei Skisprung-Weltcup - Koudelka siegt
Lillehammer (dpa) - Severin Freund brüllte seine Freude mit einem langgezogenen „Jaaaaaa“ lauthals heraus, dabei war Deutschlands Top-Skispringer beim Weltcup in Lillehammer ganz knapp am Podest vorbeigeflogen.
Die Haltungsnote 20, die Freund in dem nach einem Durchgang abgebrochenen Wettbewerb zum zweiten Mal in seiner Karriere erhielt, tröstete den Skiflug-Weltmeister über den undankbaren vierten Platz hinweg. „Das ist fast schöner als das gute Ergebnis. Heute hat es viel mehr Spaß gemacht. Der Sprung war auch besser“, frohlockte Freund nach seinem technisch brillanten Satz auf 136 Meter.
Beim zweiten Saisonsieg des Tschechen Roman Koudelka, der sich mit einem Sprung auf 140 Meter vor dem Slowenen Peter Prevc durchsetzte, fehlten Freund nur 1,2 Punkte zu Rang drei. Über den freute sich wie schon am Vortag der Österreicher Michael Hayböck. Dessen Landsmann Gregor Schlierenzauer hatte am Samstag seinen 53. Weltcupsieg gefeiert und den Rekord damit weiter in die Höhe geschraubt.
Von den deutschen Springern überzeugten am Sonntag auch Markus Eisenbichler, der nach einem Sprung auf 143 Meter Achter wurde, und Marinus Kraus auf Platz neun. Der Team-Olympiasieger sprang 141 Meter weit. „Die Jungs sind beherzt und voll auf Angriff gesprungen. Ich bin sehr zufrieden. Mit diesem Ergebnis können wir gut aus Lillehammer weggehen“, bilanzierte Bundestrainer Werner Schuster.
Der ständig wechselnde Wind, der teilweise heftig von hinten oder der Seite wehte, machte allen Springern und der Jury das Leben schwer. An beiden Tagen dauerte der erste Durchgang länger als ein Fußballspiel. Nachdem die Jury am Samstag das Finale durchzog, in dem sich Freund noch vom 18. auf den sechsten Platz katapultierte, brach sie den Wettbewerb am Sonntag zur Halbzeit ab. „Schade“, meinte Freund, „ich hätte gerne noch einen zweiten Versuch gehabt. Aber wichtig sind die Punkte, um sich schon in der ersten Saisonphase unter den Top Ten festzusetzen.“
Mit 201 Zählern ist Freund derzeit Gesamtsiebter. Ins Gelbe Trikot des Führenden schlüpfte wieder Auftaktsieger Koudelka (290), der nun knapp vor Simon Ammann (281) liegt. Der viermalige Olympiasieger aus der Schweiz wurde am Samstag Opfer des Windes und ging als 35. leer aus.
Ähnlich erging es Markus Eisenbichler (40.), Michael Neumayer (43.), Andreas Wank (45.) und Richard Freitag (46.). „Im ersten Durchgang wurde natürlich massiv in das Geschehen eingegriffen. Aber wir sind auch nicht gut genug gesprungen“, analysierte Schuster.
Während sich Youngster Eisenbichler und Oldie Neumayer 24 Stunden später rehabilitierten, kamen Wank und Freitag erneut nicht in die Punkte. „Es war ein schweres Wochenende für alle Beteiligten“, sagte Schuster. „Aber ich habe einige gute Dinge gesehen.“ Vor allem von Freund, auf dem nach dem Ausfall von Andreas Wellinger die Hoffnungen ruhen. „Ich sehe ihn in einer guten Verfassung. Er kann jederzeit aufs Podium springen“, meinte der Bundestrainer.