Trotz Kurzauftritt: Schmitt weiter zuversichtlich

Oberstdorf (dpa) - Erst winkte Martin Schmitt nach seinem Kurzauftritt beim Auftakt der Vierschanzentournee verärgert ab, dann zum letzten Mal den Fans in Oberstdorf zu.

Mit Rang 36 verpasste der 35 Jahre alte Skisprung-Oldie das Finale und damit die Chance, sich im Kampf um seinen Olympia-Traum noch einmal nachhaltig zu empfehlen. „Frustrierend ist es nicht, denn ich wusste, dass ich nicht die Tournee gewinne. Trotzdem hätte ich gerne einen guten Wettkampf gezeigt, aber ich bin hier nicht zurechtgekommen“, bilanzierte Schmitt.

Zwar blieben Schmitts Chancen auf einen Platz im siebenköpfigen Weltcup-Team, das die Tournee nach dem Neujahrsspringen in Garmisch-Partenkirchen fortsetzen darf, intakt. Doch die Hoffnungen auf eine fünfte Olympia-Teilnahme sind nur noch vage. „Man muss realistisch bleiben. Wir haben bereits fünf Springer, die die Olympia-Norm erfüllt haben. Da wird es für ihn sehr, sehr schwer werden, auf den Zug aufzuspringen“, sagte DSV-Sportdirektor Thomas Pfüller der dpa.

Für Sotschi hat sich Schmitt noch einmal motiviert und im Training abgerackert. „Es ist bewundernswert, wie er sich vorbereitet hat und die Herausforderung annimmt. Da gibt es kein Murren“, lobte Bundestrainer Werner Schuster.

Die Frage, warum er sich all die Mühe und Plagerei in seinem fortgeschrittenen Sportler-Alter noch antut, kontert Schmitt gelassen: „Skispringen ist ein toller Sport. Es hat nach wie vor seinen Reiz. Ich habe den gleichen Antrieb wie ein junger Springer.“

Und er genießt immer noch die Sympathien der Fans, die ihr einstiges Idol nicht vergessen haben - obwohl Schmitt seit Jahren den guten Zeiten, in denen er gemeinsam mit Sven Hannawald einen Hype an der Schanze ausgelöst hatte, erfolglos hinterherjagt. „Es ist schön, hier dabei zu sein“, erklärte er mit leuchtenden Augen.

Für einen 29. Weltcupsieg wird es nicht mehr reichen, dessen ist sich der viermalige Weltmeister von 1999 und 2001 bewusst. Doch er will noch einmal das Gefühl auskosten, Teil der großen Skisprung-Familie zu sein. Und vielleicht doch noch auf den Olympia-Zug nach Sotschi aufspringen. Illusionen gibt sich Schmitt allerdings nicht hin: „Ich muss auf allerhöchstem Niveau springen, um die Mannschaft verstärken zu können. Wenn es nicht klappen sollte, hätte ich vier Olympia-Teilnahmen. Dann sind andere am Zug.“

Wie schwer es wird, wurde bei seinem Comeback deutlich. Mit einem 49. Platz hatte sich Schmitt am 13. Februar dieses Jahres in Klingenthal aus dem Weltcup verabschiedet, mit Platz 49 kehrte er am Samstag in der Qualifikation von Oberstdorf zurück. Im Wettkampf einen Tag später lief es kaum besser. 121 Meter waren zu wenig. „Ich bin nicht zu meinem Sprung gekommen. Jetzt will ich es in Garmisch besser machen und mein Optimum erreichen“, erklärte Schmitt.

Der Ehrgeiz ist also ungebrochen. „Ich gehe jeden Wettkampf gleich an und will immer gut springen“, versicherte er. Das Gefühl bei seiner 18. Tournee-Teilnahme unterscheide sich daher auch nicht von früheren Zeiten. Ob er seine letzten Tournee-Auftritte in seiner Karriere besonders genieße? Mitnichten. „Wehmut ist noch nicht dabei. Die kann man hinterher haben, wenn man mal zurückblickt. Im Moment schaue ich noch nach vorne.“