Wellinger nach Grand-Prix-Erfolg heiß auf Olympia

Klingenthal (dpa) - Das Lächeln wollte überhaupt nicht mehr verschwinden aus Andreas Wellingers Gesicht.

Aufmerksam hörte sich der 18 Jahre alte Ruhpoldinger an, wie sich die Skisprung-Routiniers und jeweils fünfmaligen Weltmeister Andreas Kofler (29) und Janne Ahonen (36) über die Podestplätze hinter ihm beim Finale des Sommer-Grand Prix in Klingenthal freuten. „Natürlich bin ich super glücklich. Ein Grund zum Abheben neben der Schanze ist das aber nicht“, meinte Wellinger bescheiden. In der Geschichte der Sommer-Serie ist er erst der dritte deutsche Gesamtsieger nach Sven Hannawald (1999) und Andreas Wank im Vorjahr.

„Der Sommer ist für mich extrem gut gelaufen. Fünf Starts im Grand Prix, drei Siege und je einen zweiten und dritten Platz. Viel besser geht es nicht“, meinte der bayerische Schüler. Doch für Siege auf Matten könne man sich als Skispringer nichts kaufen. „Die entscheidenden Wettkämpfe finden im Winter statt“, schob er nach.

An die gewonnenen rund 18 400 Euro Preisgeld (22 500 Schweizer Franken) dachte er dabei nicht. Vielmehr richtete er seinen Blick nach vorn. „Jetzt will ich am Samstag und Sonntag bei den deutschen Meisterschaften in Oberstdorf noch den nationalen Titel mit dem bayerischen Quartett verteidigen und im Einzel-Wettkampf weit vorn einkommen“, verkündete Wellinger.

Als Gründe für den überragenden Sommer nannte er das konsequente und verletzungsfreie Training. „Und die schwächeren Sprünge gab's nur im Training“, merkte er freudig an. Dabei habe der Grand Prix nicht im Fokus gestanden. „Umso mehr motivieren die Ergebnisse für den Winter. Sie geben viel Selbstvertrauen“, bekannte der Sieger der Olympischen Jugendspiele 2012. Die „großen Spiele“ im kommenden Winter in Sotschi sind sein Hauptziel. „Aber da wollen alle hin, dafür trainieren alle“, sagte der Abiturient.

Bis zum Weltcup-Auftakt in sieben Wochen in Klingenthal wolle er „gescheit trainieren“. In der Zeit müsse er aber auch noch zur Schule gehen. „Das Christopherus-Gymnasium in Berchtesgaden nimmt viel Rücksicht auf den Sport, unterstützt mich sehr, damit ich im Mai 2015 das Abi machen kann“, erklärte Wellinger.

Im Moment scheint er der Vorflieger in der deutschen Mannschaft zu sein. Bundestrainer Werner Schuster sieht allerdings in seiner „starken Truppe“ kein klares Ranking. „Der Sommer hat bestätigt, dass wir auf mehreren Beinen stehen. Das ist erfreulich. Neben Severin Freund und Richard Freitag, unseren Vorfliegern des vergangenen Winters, sind auf dem Niveau auch Michael Neumayer und Andreas Wank dabei. Andreas Wellinger hat neuen Pfeffer reingebracht, das Team weiter belebt - und ist der angenehme Zeitgenosse geblieben, der er immer war“, schätzte Schuster ein und meinte zuversichtlich: „Wir werden im Winter unsere Visitenkarten hinterlassen“.

Eine starke Mannschaft brauche man für den bevorstehenden Winter mit Springen vom 23. November bis 18. März auch. Nach den deutschen Meisterschaften hat er Athletik-Training fürs Team geplant. Anschließend wolle man sich auf den Schanzen mit Eisspur in Oberstdorf und Garmisch-Partenkirchen Gefühl für den Winter holen und vor dem Saisonauftakt in Südspanien ein paar Tage Sonne tanken.

Da ist Altmeister Martin Schmitt nach seinem Scheitern in der Qualifikation in Klingenthal ebenso wie beim Weltcup-Auftakt nicht dabei. „Nach den deutschen Meisterschaften setzen wir uns zusammen und besprechen, wie's mit Martin weitergeht“, sagte Schuster.