Trotz Platz fünf: Medaille für Liebers „vermessen“
Stockholm (dpa) - So befreit, wie Peter Liebers in den Katakomben der Globe-Arena von Stockholm lachte, hat man ihn zuletzt bei Olympia in Sotschi gesehen. Auch dort war er Fünfter - so gut wie noch nie nach einem Kurzprogramm auf internationaler Bühne.
Am Ende erkämpfte er einen hervorragenden achten Platz in der Weltelite - sollte es da bei Europameisterschaften nicht auf dem Podium enden? „Nein, eine Medaille wäre vermessen“, sagte Trainerin Viola Striegler am Mittwoch nach der besten Kurzkür ihres Schülers seit einem Jahr.
Wegen eines Schulterbruchs konnten sie erst zum Jahresende richtig trainieren, die Erwartungen an die nacholympische Saison sind nicht sehr hoch. Seine große Stabilität hat sich Liebers über die Jahre erkämpft. „Peter ist ein guter Arbeiter, er zieht sehr viel positive Energie aus den Verletzungsphasen. Er hat eine fantastische Einstellung“, berichtete Psychologe Veit Klenner, der schon zweieinhalb Jahre mit dem Sportsoldaten arbeitet: „Wir haben eine gute Routine, er kann inzwischen auf den Punkt das Maximum herausholen.“
Um an das gute Gefühl von Sotschi zu erinnern, spielte Klenner zuletzt immer wieder das Video mit dem erfolgreichen Programm vor. Es scheint gewirkt zu haben. „Ich hatte nichts zu verlieren und bin völlig locker reingegangen“, erzählte Liebers. Der 26-Jährige leistete sich zwar einen klitzekleinen Fehler beim Axel, kam aber bei den Preisrichtern enorm gut weg. Das war früher ganz anders, als der junge Liebers verunsichert und schüchtern übers Eis lief. Inzwischen ist er menschlich gereift, hat im Sommer die ehemalige Läuferin Denise Zimmermann geheiratet und wird bald Vater.
„Peter ist schon sehr professionell geworden, bei ihm ist das Gesamtpaket stabil geworden“, bestätigte Udo Dönsdorf, Sportdirektor der Deutschen Eislauf-Union. Weil der Axel wochenlang nicht klappte, wurde kurzfristig noch einmal mit Biomechanikerin Karin Knoll vom Institut für Angewandte Trainingswissenschaft in Leipzig zusammengearbeitet. Zudem holte Liebers die alten Schlittschuhe wieder heraus. Nun fehlt nur noch ein vierfacher Toeloop, um nach oben zu schielen. Titelverteidiger Javier Fernandez springt bis zu drei Vierfache in der Kür. „Wir schauen mal, wie er im Training klappt“, sagte Striegler.
Der Oberstdorfer Franz Streubel kann von Platz 13 nichts verlieren und will den Vierfachen riskieren. Bei ihm klappt er regelmäßig im Training. „Ich wünsche mir, dass er in der Kür noch viel freier läuft und die Atmosphäre in sich aufsaugt“, sagte Trainerin und Olympiasiegerin Anett Pötzsch.