WM-Kinofilm: Ein Dirndl, ein Dirndl!
Wie "Die Mannschaft" über den deutschen WM-Titel 2014 entstand. Und was daraus werden könnte.
Ein Dirndl, das kommt gut. Das muss in den Trailer. Thomas Müller im pinken Festlichen, er füllt es nicht im Ansatz aus, ja Herrgott, was ist das für ein Spaß! Man ahnt ja, seit Bastian Schweinsteiger und Lukas Podolski im deutschen Sommer 2006 leicht verpickelt Chips auf dem Hotelbett aßen, dass es im Kreise der in den Himmel gehobenen deutschen Fußball-Nationalmannschaft schon mal ganz profan zugeht. Und eben gar nicht so anders, als auf der Mannschaftsfahrt eines durchschnittlichen Rumpelfußball-Vereins — nur ohne Alkohol.
Aber spannend wird’s eben doch zu sehen im Kinofilm „Die Mannschaft“ über die deutschen Fußballer bei der WM 2014, was hinter den verschlossenen Bambus-Toren des Campo Bahia so alles passiert ist. Sönke Wortmanns „Deutschland — ein Sommermärchen“ von der Heim-WM 2006 lässt grüßen. Bambi, Bayerischer Filmpreis und Grimme-Preis hat es seinerzeit gegeben. Das Ganze war ein Stück Sportgeschichte auf Zelluloid, vier Millionen rannten ins Kino, elf Millionen sahen den zu hundert Prozent vom WDR finanzierten Streifen nur zwei Monate später im TV.
Acht Jahre später ist Deutschland nicht nur Weltmeister geworden statt im Halbfinale zu scheitern. Acht Jahre später ist auch die Filmtechnik weniger kompliziert. Einen stets anwesenden Meister wie Wortmann hat es nicht mehr gebraucht. Stattdessen werkelten nun die DFB-Mitarbeiter Uli Voigt, Martin Christ (Kamera) und Jens Gronheid (Schnitt). Und „ganz zufällig“ hatten sie ein neues Sommermärchen gedreht. Zwar Trainingsaufnahmen und Motivationsfilmchen erstellt, aber immer auch munter draufgehalten und Momente eingefangen, denen auch die Vervielfältigung die Magie nicht nehmen soll. Das war ja so ein bisschen das Problem des Wortmann-Films: Dass da bei allerlei Gänsehautmomenten auch einiges entzaubert wurde.
Jetzt läuft Thomas Müller also im Dirndl zum Abendessen, Philipp Lahm entspannt sich im Pool. Und der alte Taktiktüftler selbst sitzt dann auch des Nachts noch im hell erleuchteten Kämmerlein. Ob da wohl das 7:1 gegen Brasilien erdacht wurde?
Irgendwie steckt am Ende auch noch Wortmann drin: Tom Spiess, Produzent des „Sommermärchens“ und mit Wortmann Betreiber der Produktionsfirma Little Shark Entertainment in Köln, produzierte die Schnipsel zum Kinofilm. „Jeder Anfang braucht Begeisterung, jedes Ende Disziplin“, sagt Löws Assistent Hans-Dieter Flick. Christoph Kramer singt, Per Mertesacker tanzt. Und Lahm — so verrät der Trailer — steht Klinsmanns Motivationsrede vor dem 2006er Spiel gegen Polen in nichts nach. Als der kleine Mann mit dem großen Fußball-Talent im Kabinenkreis der Kameraden untergeht, aber die knabenhafte Stimme dröhnt: „Wir sind eine Mannschaft, alle arbeiten wir zusammen — und dann hauen wir sie weg.“
Ja, zum Ende des 90-minütigen Streifens mit Trainingslager in Tirol und Fanmeile in Berlin sind sie tatsächlich Weltmeister. Singen im Bus — und da sind sie wieder, diese profanen Momente: „Die Nummer eins der Welt sind wir.“ Die Mannschaft. Oder wie der englische Fußballer Steven Gerrard den Machern unbewusst das Leitmotiv in die Feder twitterte: „Brasilien hat Neymar. Argentinien hat Messi. Portugal hat Ronaldo. Deutschland hat eine Mannschaft!“ Und jetzt auch noch den Film dazu.