28 Tote bei Unfall eines Reisebusses in der Schweiz
Siders (dpa) - Eine fröhliche Schulreise endet als tödlicher Alptraum im Tunnel: 28 Menschen, darunter 22 Kinder, sind bei einem schweren Busunglück in einem Schweizer Autobahntunnel gestorben.
Im Unfallfahrzeug saßen zwei Schulklassen aus Belgien, die auf der Heimfahrt aus dem Skiort Val d'Anniviers waren. Der Bus mit 52 Insassen krachte am Dienstagabend in einer Tunnelröhre der A9 bei Siders im Wallis gegen eine Wand. Dabei starben auch die zwei Busfahrer sowie vier andere Erwachsene. 24 Kinder erlitten laut Polizei Verletzungen. Angehörige und Politiker reagierten bestürzt.
An der Unfallstelle bot sich in der Nacht ein Bild des Schreckens: Der vordere Teil des gelb-roten Reisebusses wurde bei dem Aufprall zerfetzt. „Die Front des Busses war total eingedrückt“, berichtete eine Korrespondentin des Schweizer Fernsehens vom Unglücksort. Auf der Fahrbahn lagen Kleider und Gepäckstücke der Kinder.
Die rund 200 Rettungskräfte hätten die Seitenteile des zerquetschten Fahrzeugs aufschneiden müssen, damit die Opfer herausgeholt werden konnten. Viele von ihnen wurden mit Hubschraubern und Rettungsfahrzeugen in Krankenhäuser gebracht.
Sanitäter, Polizei und Feuerwehrleute waren stundenlang im Einsatz. Die Belastung war den Helfern auch am Morgen danach anzusehen: Einige hatten Tränen in den Augen, berichtete die Nachrichtenagentur sda.
Tränen und Fassungslosigkeit auch in Belgien: Vor den Schulen der Kinder in Heverlee in der Nähe von Brüssel und in Lommel an der niederländischen Grenze versammelten sich am Morgen Mitschüler und Angehörige. Weinend lagen sich Menschen in den Armen. Eltern der Opfer machten sich sofort auf den Weg zur Unglücksstelle.
Per Bus wurden sie von den Schulen zu einem Flugplatz in Melsbroek gebracht, wo König Albert II. sie empfangen wollte. Die zwei Militärflugzeuge sollten gegen 14 Uhr in Genf landen. Auch der belgische Premierminister Elio Di Rupo wollte noch am Mittwoch in die Schweiz reisen: „Das ist ein sehr trauriger Tag für ganz Belgien“, erklärte er.
Was sich exakt am Dienstag gegen 21.15 Uhr in dem knapp 2,5 Kilometer langen Tunnel abspielte, war zunächst noch unklar. Nach ersten Ermittlungen der Walliser Polizei streifte der Reisebus einen Randstein in der Tunnelröhre und wurde gegen eine Nothaltestelle an der Wand geschleudert. „Die Ermittlungen sind derzeit noch am Laufen“, sagte ein Polizeisprecher im Fernsehen.
Der Bus der belgischen Gesellschaft „Top Tours“ war von Siders in Richtung Sitten gefahren. In der Röhre gab es keinen Gegenverkehr. Nach belgischen Informationen war kein weiteres Fahrzeug beteiligt. Der Busfahrer kann nach Ansicht des Staatssekretärs im belgischen Verkehrsministerium nicht übermüdet gewesen sein. „Die Fahrer sind am Vortag angekommen und haben den Tag an Ort und Stelle verbracht, bevor sie losgefahren sind“, sagte Melchior Wathelet.
Drei Businsassen erlitten besonders schwere Verletzungen. Zwei von ihnen wurden zum Universitätskrankenhaus von Lausanne geflogen, einer in eine Klinik nach Bern. Mehrere Kinder sollen aus den Niederlanden stammen.
Zahlreiche europäische Politiker sprachen den Angehörigen der Opfer ihr Mitgefühl aus, darunter auch Bundesaußenminister Guido Westerwelle. „Die Nachricht von dem Tod so vieler Kinder auf der Rückkehr von einer Ferienfahrt hat mich zutiefst bestürzt“, erklärte der FDP-Politiker am Mittwoch in Berlin.