Terror 37 Tote bei Angriff auf Touristenhotel in Tunesien
Tunis (dpa) - Beim blutigsten Terroranschlag in Tunesiens jüngerer Geschichte sind in einem beliebten Strandhotel mindestens 37 Menschen getötet worden. Das Auswärtige Amt in Berlin befürchtet, dass bei dem Angriff am Freitag in der Mittelmeerstadt Sousse auch Deutsche getötet wurden.
Unter den Todesopfern sind nach Angaben des britischen Außenministers Philip Hammond mindestens fünf Briten und ein Ire.
„Es kann nicht ausgeschlossen werden, dass deutsche Staatsangehörige Opfer des Anschlags geworden sind“, sagte ein Ministeriumssprecher am Freitagabend in Berlin. „Wir müssen damit rechnen, dass es noch einige Zeit dauern wird, bis das geklärt ist.“
Der Angriff auf das Hotel „Imperial Marhaba“ in Sousse - 120 Kilometer entfernt von der Hauptstadt Tunis - geht nach offiziellen Angaben auf das Konto eines Terroristen. Ein Sprecher des Innenministeriums sagte am späteren Abend, es gebe „keine offiziellen Verhaftungen“ von weiteren Tatverdächtigen. Zuvor hatten Quellen berichtet, ein zweiter mutmaßlicher Täter sei festgenommen worden. Später war von einem Schützen die Rede, einem tunesischen Studenten, den Sicherheitskräfte töteten. Nach Angaben von Augenzeugen begann der Überfall am belebten Strand. Dort lagen auch nach Stunden noch Leichen von Urlaubern, von Handtüchern bedeckt.
Lokale Medien meldeten, zwei Terroristen seien von der Strandseite aus auf das Hotelgelände vorgedrungen. Einer habe plötzlich aus einem zusammengefalteten Sonnenschirm ein Sturmgewehr hervorgeholt und auf Menschen geschossen, die am Strand gelegen hätten. In einem Feuergefecht hätten Sicherheitskräfte einen Angreifer getötet und später zahlreiche Sturmgewehre beschlagnahmt, hieß es aus Sicherheitskreisen in Tunesien. Bei dem getötete Terroristen handelt es sich demnach um einen Tunesier. Der mutmaßliche zweite Angreifer sei festgenommen worden.
Als Reaktion auf den Anschlag entschied sich ein Großteil der ausländischen Hotelgäste für eine schnelle Abreise. „Die meisten ausländischen Überlebenden haben es vorgezogen abzureisen, wir koordinieren das mit ihren Reisebüros“, sagte Salwa al-Kadri, die als lokale Reiseführerin in dem Hotel arbeitet. „Sie kamen als Touristen, aber sie haben den Tod mit eigenen Augen gesehen. Es ist schwer für sie, an diesem Ort zu bleiben, nachdem sie all dieses Töten gesehen haben. Jeder hier steht immer noch unter Schock.“
Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) verurteilte den Terroranschlag auf das „Allerschärfste“. „Erneut ist die junge tunesische Demokratie zur Zielscheibe derjenigen geworden, die Chaos und Hass säen wollen“, heißt es in einem Kondolenzschreiben Merkels an den tunesischen Präsidenten Beji Caid Essebsi. „Der heutige Anschlag bestärkt uns in unserer Entschlossenheit, Ihrem Land im Kampf gegen den Terror mit aller Kraft beizustehen.“
Tunesien brauche Unterstützung im Kampf gegen den Terrorismus, sagte Bundesaußenminister Frank-Walter Steinmeier (SPD). „Der heutige Anschlag kann uns darin nur bestärken“, fügte er hinzu.
Erst im März waren in Tunesien bei einem Terrorangriff auf das bekannte Bardo-Museum in der Hauptstadt mehr als 20 Menschen getötet worden. Im April 2002 waren bei dem bis dahin schwersten Terroranschlag in Tunesien auf eine Synagoge in Djerba 21 Menschen ums Leben gekommen, darunter 14 deutsche Urlauber.
In Tunesien sind sowohl Anhänger des Terrornetzwerk Al-Kaida sowie der IS-Miliz aktiv. Am Montag ist der erste Jahrestag der Gründung des „Kalifats“ in Syrien und dem Irak durch die Terrormiliz Islamischer Staat (IS).