Ägyptischen Grabungsstätten in Gefahr

Hildesheim (dpa) - Nach den Plünderungen im weltberühmten Ägyptischen Museum in Kairo sieht eine deutsche Expertin vor allem Gefahr für die Kulturschätze in den Magazinen an den archäologischen Grabungsstätten des Landes.

Die Leiterin des Roemer- und Pelizaeus-Museums in Hildesheim, Katja Lembke, sagte im Gespräch mit der Nachrichtenagentur dpa: „Diese Magazine gibt es im ganzen Land und sie sind überhaupt nicht gesichert.“

Lembke selbst leitet seit sechs Jahren eine Ausgrabung im mittelägyptischen Tuna el-Gebel. „Es gab zuletzt immer wieder Versuche, Objekte aus den Magazinen zu stehlen, weil die Armut in Ägypten wächst“, berichtete die Museumschefin. Nur sei jetzt kaum jemand mehr im Land, der das verhindern könne. „Für die Ägyptologie ist das eine Katastrophe.“

Das Roemer- und Pelizaeus-Museum beherbergt eine renommierte Altägypten-Sammlung. Zum 100-jährigen Bestehen des Museums ist für April eine große Sonderausstellung geplant, bei der auch Leihgaben aus dem Ägyptischen Museum in Kairo zu sehen sein sollen. „Unsere Ausstellung wird auf jeden Fall stattfinden“, betonte Lembke. Es seien auch andere amerikanische und europäische Leihgeber vertreten. Möglicherweise würden die ägyptischen Stücke später geschickt. Inzwischen werden alle 24 großen Museen in Ägypten nach Informationen der Eingreiftruppe des Internationalen Museumsverbands ICOM von Soldaten überwacht.

Lembke wechselt im Mai als Direktorin an das Landesmuseum Hannover wechselt. Im Herbst will sie wie geplant weiter in Tuna el-Gebel forschen. „Wenn wir wieder ins Land kommen, können wir anhand einer Datenbank bei unserem Projekt schnell überprüfen, ob alle Objekte da sind“, sagte Lembke. Es gebe aber unglücklicherweise keinen landesweiten Gesamtüberblick über alle Kulturschätze.