Ärzte beklagen schlechte Deutschkenntnisse ausländischer Kollegen
Nürnberg (dpa) - Klinikärzte haben die ihrer Ansicht nach unzureichenden Deutschkenntnisse ausländischer Kollegen beklagt. In vielen Fällen besäßen die Mediziner zwar Deutsch-Grundkenntnisse; diese reichten aber meist für eine angemessene Kommunikation mit Patienten und Kollegen nicht aus.
„Es reicht nicht, wenn ein Arzt im Nachtdienst eine Pizza bestellen kann“, sagte der Vorsitzende des Marburger Bundes, Rudolf Henke, in einem Gespräch mit der Nachrichtenagentur dpa.
Zum Wohl des Patienten müssten ausländische Ärzte in der Lage sein, „im Gespräch mit Kollegen ihre Befunde fehlerfrei vorzutragen“, forderte der Chef des Marburger Bundes, in dem die Klinikärzte zusammengeschlossen sind. Auch Arztbriefe müssten so klar und eindeutig formuliert sein, dass Missverständnis über den Zustand eines Patienten ausgeschlossen seien.
Henke betonte, angesichts des Ärztemangels in vielen Kliniken begrüße er grundsätzlich den Einsatz von Kollegen aus Bulgarien, Rumänien, Griechenland und Spanien. Allerdings sollten die zuständigen Behörden bei der Überprüfung der im Ausland erworbenen ärztlichen Approbationen strenger als bisher die Deutschkenntnisse überprüfen. Häufig gäben sich die Behörden mit dem Nachweis eines sprachlichen Mindeststandards zufrieden. Dieser reiche aber meist für den Einsatz in deutschen Kliniken nicht aus.
Stärker gefordert sieht Henke auch die Klinikbetreiber. „Die Ärzte brauchen hier mehr Unterstützung von den Kliniken. Die ausländischen Kollegen sollten erst dann eingesetzt werden, wenn sie über ausreichende Deutschkenntnisse verfügen“, forderte Henke. In einigen Kliniken hätten sich Mitarbeiter in den Schreibdiensten bereits über die vielen Korrekturen von Diktaten ausländischer Ärzte beklagt.
Nach Angaben der Bundesärztekammer ist die Zahl der in Deutschland gemeldeten ausländischen Ärzte im Jahr 2010 um 7,9 Prozent auf 25 316 gestiegen. Besonders stark habe die Zahl der in Krankenhäuser eingesetzten ausländischen Ärzte zugenommen; sie kletterte der Bundesärztekammer zufolge um 12,2 Prozent. Eine absolute Zahl nannte die Kammer nicht.
Die meisten der im Jahr 2010 zugewanderten Ärzte stammten aus europäischen Ländern. Von ihnen stammten wiederum 383 aus Rumänien, 159 aus Ungarn, 155 aus Österreich, 153 aus Griechenland und 118 aus Bulgarien.