Altmaier: „Das Zwei-Grad-Ziel ist sehr ambitioniert“
Berlin (dpa) - Bundesumweltminister Peter Altmaier (CDU) will sich beim 3. Petersberger Klimadialog für mehr Tempo beim Klimaschutz einsetzen.
Die Eurokrise dürfe nicht aus Ausrede gelten - und besonders Länder wie China und die USA müssten mehr tun im Kampf gegen die Erderwärmung, sagt er im Interview mit der Deutschen Presse-Agentur. An diesem Montag und Dienstag trifft er sich mit Ministern aus 35 Staaten in Berlin.
Herr Minister, haben Sie Angst, dass durch die Euro-Krise der Klimaschutz noch weiter ins Hintertreffen gerät?
Altmaier: „Leider ist der Klimaschutz schon ins Hintertreffen geraten. Deshalb soll das Treffen in Berlin wieder für mehr Aufmerksamkeit sorgen. Aufgrund der notwendigen Konsolidierungsmaßnahmen in vielen EU-Mitgliedsstaaten sind in den nächsten Jahren zudem nur begrenzte Spielräume vorhanden. Das darf nicht zulasten der Klimapolitik gehen. Deshalb brauchen wir verstärkt Finanzierungsmodelle, wo wir auch privates Kapital mit an Bord nehmen, um auf diese Weise die entstandene Lücke zu füllen.“
Eigentlich geht alles viel zu langsam. Ist die Begrenzung der Erderwärmung auf zwei Grad überhaupt noch realistisch?
Altmaier: „Das Zwei-Grad-Ziel war von Anfang an ein sehr ehrgeiziges Ziel, das nur erreicht werden kann, wenn alles gemäß Drehbuch verläuft. Inzwischen haben wir einige Rückschläge einstecken müssen. Der internationale Klimaschutz war nach dem Scheitern der Konferenz in Kopenhagen in ein Koma gefallen. Er befindet sich seit der letztjährigen Konferenz von Durban in einer Übergangsphase, wo es wieder vorangeht, aber viel zu langsam. Und deshalb sage ich: Das Zwei-Grad-Ziel ist sehr ambitioniert. Es ist sogar akut gefährdet, wenn wir weiter Zeit verlieren.“
Wir haben weiter Milliarden-Subventionen für Kohle, Öl und Gas. Mehr Klimaschutz klappt aber nur, wenn Staaten wie China mitmachen. Wie sollen solche Bremser zum Mitmachen motiviert werden?
Altmaier: „Es kommt entscheidend darauf an, dass wir die Länder überzeugen, die es bisher noch nicht waren. Dazu dienen eben auch Formate wie der Petersberger Dialog. Wir müssen Länder wie die USA und China dazu bringen, ihre eigenen Anstrengungen zu verstärken. Gerade in China gibt es einen positiven Bewusstseinswandel in Sachen Klimaschutz und Ausbau erneuerbarer Energien. In den USA müssen wir zunächst einmal die Präsidentschaftswahlen abwarten. Wir sind aber bereit, mit der Regierung sofort zu reden und sie zu einer aktiven Rolle beim Klimaschutz zu bewegen.“
Beim Petersberger Dialog gibt es in der Regel keine greifbaren Ergebnisse, was ist das Gewinnbringende?
„Der Sinn ist, dass wir eine Gruppe von 30 Ländern haben, denen Klimaschutz ein Anliegen ist. Wir haben aber ganz bewusst mit Ländern wie Katar, den USA, Indien und China auch diejenigen eingeladen, die bisher ein Problem waren. Dass diese Länder nach Berlin kommen und auf Ministerebene vertreten sind, zeigt, dass sie über mehr internationalen Klimaschutz reden wollen. Und daher hoffe ich, dass wir - auch mit Hilfe der Rede von Kanzlerin Angela Merkel - zu positiven Ergebnissen und neuem Schwung für die Klimakonferenz Ende des Jahres in Katar kommen.“