Kurzporträts Amber Rudd und Sajid Javid

London (dpa) - Amber Rudd galt als eine der talentiertesten Politikerinnen am Kabinettstisch von Premierministerin Theresa May. Gleichzeitig war die 54-Jährige die wohl deutlichste pro-europäische Politikerin in der Regierung.

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May dürfte mit Sorge darauf blicken, ob sich Rudd nun den pro-europäischen Rebellen auf den Hinterbänken der Konservativen anschließt.

Mit Rudds Rücktritt endet eine vielversprechende Karriere - vorerst zumindest. Ihr politischer Aufstieg hatte unter Ex-Premierminister David Cameron und dessen Schatzkanzler George Osborne begonnen - Mays innerparteilichem Erzfeind, der inzwischen Chefredakteur des Londoner „Evening Standard“ ist.

Sie überlebte den Sturz ihrer Förderer nach dem Brexit-Votum 2016 und beerbte May als Innenministerin. Zeitweise wurde sie sogar schon als mögliche Nachfolgerin von May auf dem Posten der Regierungschefin gehandelt.

Beinahe wäre Rudd bei der vorgezogenen Parlamentswahl im vergangenen Jahr gestrauchelt. Die studierte Historikerin und frühere Investmentbankerin gewann ihren Wahlbezirk an der Südostküste Englands nur mit wenigen Hundert Stimmen Vorsprung.

Rudds Nachfolger im Innenministerium, Sajid Javid, hat ebenfalls Erfahrungen in der Finanzwelt gesammelt. Der 48-Jährige arbeitete sich einst vom Sohn eines pakistanischstämmigen Busfahrers bis in die Managementebene der Deutschen Bank hoch. Javid sprach sich beim Brexit-Referendum für den Verbleib in der EU aus, hat sich aber seitdem eher auf die Seite der Brexit-Befürworter geschlagen. Das droht, Mays Kabinett in Sachen Brexit aus dem Gleichgewicht zu bringen.