Analyse: Vom absehbaren Ende einer Ehe
Berlin (dpa) - Überraschend an dieser Nachricht war eigentlich nur die seltsame zeitliche Parallele. Vor genau einem Jahr trieb die Affäre um den damaligen Noch-Bundespräsidenten Christian Wulff ihrem Höhepunkt zu.
In den ersten Tagen des neuen Jahres 2012 versuchte er sich noch einmal zu rechtfertigen, den Kopf aus der Schlinge zu ziehen, Vorwürfe wegen Hauskredits und kostenloser Urlaube zu entkräften. Vergeblich.
Gleich nach dem Rücktritt am 17. Februar fragten sich viele, wie lange wohl die Ehe mit Bettina Wulff noch halten würde. Nun steht die Antwort fest - auch wenn juristisch gesehen eine Trennung noch keine Scheidung ist. Die junge, attraktive, immer noch selbstbewusste Frau (39) und der blasse, nun auch aller Macht beraubte und gedemütigte Ex-Präsident (53), das schien nicht mehr zusammenzupassen.
Nicht einmal ein Jahr hat es gedauert, und Hinweise auf das bevorstehende Ende gab es viele. Die offensichtlichsten stammen von Bettina Wulff selbst. Im September kam ihr Buch „Jenseits des Protokolls“ auf den Markt, flankiert von einer Serie von Interviews. Seitdem wissen wir, dass das Paar wegen seiner Eheprobleme therapeutische Hilfe in Anspruch nahm. Unmissverständlich ging Bettina auf Distanz zu Christian Wulff. Er habe kaum erkannt, wie schlecht es ihr gegangen sei. „Jetzt geht es um mich und meine Söhne“, sagte sie damals. Um ihren Mann ging es ihr weniger.
Begonnen hatte alles 2006 auf einer Reise nach Südafrika. „Ja, in meinem Leben gibt es eine neue Frau“, berichtete der damalige niedersächsische Ministerpräsident der „Bild“-Zeitung. Seitdem versorgte das Paar den Boulevard regelmäßig mit ein bisschen Klatsch und Infos aus dem Familienleben. 2008 folgte die Scheidung von Wulffs erster Frau und die Hochzeit mit Bettina, geb. Körner. Dass der Weg des jungen Paares einmal ins Schloss Bellevue führen würde, konnte sich damals niemand vorstellen. Den steilen Absturz keine zwei Jahre später auch nicht.
Schon fast vergessen ist inzwischen, dass Bettina Wulff als jüngste unter den deutschen Präsidenten-Gattinnen eine gute Figur machte. Sie wirkte modern - mit Tattoo auf dem Oberarm, im Mittelpunkt einer Patchwork-Familie, mit Spielecke im Schloss. Manche sahen in ihr gar die deutsche Antwort auf Frankreichs damalige First Lady Carla Bruni.
Nach quälenden Monaten der Affäre Wulff war es dann aber schneller als gedacht zu Ende mit dem glanzvollen Leben im Schloss. Es ging zurück in das Klinkerhaus nach Großburgwedel, dessen Finanzierung den Bundespräsidenten so in Bedrängnis gebracht hatte. Doch während Christian Wulff sichtbar litt an seinem erzwungenen Rücktritt und den weiter laufenden Ermittlungen der Staatsanwaltschaft, war Bettina schnell wieder in der Offensive. Für den Prothesenhersteller Otto Bock reiste sie zu den Paralympics nach London, ging juristisch gegen Berichte über ihre angebliche Rotlicht-Vergangenheit vor, brachte ihr Buch auf den Markt. Auch Gerüchte über eine neue Beziehung machten die Runde.
Wulff dagegen stand erst im November in Deutschland wieder an einem Rednerpult. In Heidelberg sprach er zum Thema Integration. Davor gab es zwei Auftritte in Italien und in Südkorea, das Echo bescheiden. Eine Karriere als Redner und Vortragsreisender dürfte für ihn noch ganz lange kein Thema sein, zu sehr ist er in den Augen vieler beschädigt durch die Vorwürfe und die Umstände seines Rücktritts.
Das absehbare Ende der Ehe beschäftigt nun die Öffentlichkeit, obwohl oder gerade weil es ganz und gar eine Privatangelegenheit ist. Mit Politik hat all das nichts mehr zu tun. Aber Stoff für Bücher ist es bereits, einen Film soll es auch bald geben. Der Regisseur Dieter Wedel hält das allerdings für verfrüht. „Im Moment könnte ich nicht entscheiden, wer in dieser Geschichte der Sympathieträger ist und wer der Bösewicht“, sagt er.