Porträt Andrej Babis: Milliardär, der sich Respekt verschaffen will

Prag (dpa) - Andrej Babis kennt Deutschland gut: Lange Zeit war er der größte tschechische Investor in der Bundesrepublik. In Sachsen-Anhalt erwarb der Unternehmer ein großes Stickstoffwerk, später kam eine Großbäckerei-Kette hinzu.

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Sein Geld hatte der Sohn eines kommunistischen Diplomaten in der wilden Privatisierungsphase der 1990-er Jahre in Tschechien und der Slowakei gemacht. Sein Vermögen wird auf 2,8 Milliarden Euro geschätzt.

Bis zu seinem Eintritt in die Politik vor fünf Jahren war Babis für die meisten Tschechen ein unbeschriebenes Blatt. Manche glauben, er sei nur deshalb in die Politik gegangen, weil die anderen Superreichen in Tschechien den gebürtigen Slowaken und Ex-Kommunisten geschnitten hätten. Auf diese Weise habe er sich den nötigen Respekt verschaffen wollen. Das Motto seiner Protestbewegung ANO ist einfach: „Ja, es wird besser werden.“

Babis wuchs in einer sozialistischen Funktionärsfamilie auf. Als sein Vater in Genf als Diplomat stationiert war, ging er dort zur Schule. Bis heute schwärmt er von der Schweiz, etwa von den pünktlichen und sauberen Zügen. Babis wurde Mitglied in der kommunistischen Partei und machte im Außenhandel Karriere, lebte zeitweise in Marokko. „Nicht jeder war ein Vaclav Havel“, sagte er einmal in Bezug auf den 2011 verstorbenen Bürgerrechtler.

In der Slowakei geht Babis juristisch gegen den Vorwurf vor, er habe vor der Wende von 1989 für den gefürchteten Geheimdienst StB gespitzelt. Vor dem Verfassungsgericht erlitt er dabei jüngst eine Niederlage, weil das Gericht Aussagen früherer Agenten nicht als glaubwürdig einschätzte. Der Prozess muss neu aufgerollt werden.

Im Juli heiratete Babis nach 23 Jahren öffentlichkeitswirksam seine langjährige Lebensgefährtin. Zuvor hatte er sein Vermögen in einen Treuhandsfonds gegeben, der unter anderem auch von seiner Frau kontrolliert wird. Beide haben gemeinsam einen Sohn und eine Tochter. Zudem hat Babis zwei erwachsene Kinder aus erster Ehe.

Auch wenn Babis seit Jahren in einem Prager Nobelvorort wohnt, schlägt in seinem Tschechisch immer noch das Slowakische durch. Er nimmt nach eigenem Bekunden Ausspracheunterricht bei einer bekannten Sprecherin. Doch wenn er sich aufregt oder unangenehme Fragen bekommt, flucht er schon einmal in seiner Geburtssprache.

Für die meisten Vertreter der etablierten Parteien hat Babis wenig Respekt übrig. Doch er bewundert den scheidenden Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble (CDU) als den besten Politiker, den er je in seinem Leben getroffen habe. Mit einer Einschränkung: „Er hätte die Steuern in Deutschland senken können.“