Auf ins Freiwasser: Lurz & Co. wollen Medaille
London (dpa) - Auf dem Weg zur ersehnten ersten deutschen Schwimm-Medaille in London gibt es für die Freiwasser-Asse seit Wochen eine bevorzugte Internetseite.
So hat Bundestrainer Stefan Lurz, der Bruder von Goldhoffnung Thomas Lurz, die Temperaturanzeige des Serpentine Lakes im Hyde Park sogar als Startseite seines Handys eingerichtet. Rekord-Weltmeister Thomas mag im olympischen Rennen am Freitag lieber warmes Wasser, 20 Grad sollten es mindestens sein. Ein Grad Celsius mehr zeigen die Werte kurz vor dem Frauen-Rennen am Donnerstag.
Die Voraussetzungen stimmen also für das große Karriere-Ziel des Thomas Lurz. „Leider habe ich noch nicht alles gewonnen. Olympia-Gold fehlt ja noch“, sagte der Würzburger in einem Interview der Nachrichtenagentur dpa. Zehn WM-Titel, Olympia-Bronze vor vier Jahren in Peking - zählt da nur der Olympiasieg? „So will ich es nicht sagen, auch wenn wir natürlich an den Start gehen und gewinnen wollen. Aber auch Zweiter oder Dritter ist immer eine sehr, sehr gute Leistung“, sagte der Sozialpädagoge. Bei Platz zwei „wäre es nicht so, dass ich heulend aus dem Weiher rennen würde und sagen würde, das ist die größte Enttäuschung meines Lebens“.
24 Stunden vor dem Würzburger Topfavoriten sowie Andreas Waschburger (Saarbrücken) springt am Donnerstag die Olympia-Vierte Angela Maurer ins Wasser. Für die 37-jährige Mainzerin sind die 10 Kilometer im Hyde Park mehr noch als für Lurz die letzte Olympia-Chance. „Mein Traum ist eine Medaille. Aber ich setze mich da nicht unter Druck“, sagte die Polizistin der „Mainzer Allgemeinen Zeitung“.
Der Kurs im Hyde Park ist geprägt durch viele enge Wenden. „Da muss Angi aufpassen, damit ihr nicht beispielsweise wie bei der letzten WM die Brille abgeschlagen wird“, sagte ihr Mann und Heimtrainer Nikolai Evseev. Eine weitere Besonderheit des Sees sind dessen eigentliche Bewohner, erinnert sich Thomas Lurz. „Letztes Jahr nach dem Test-Event war ich drei Tage krank. Viele Enten und Schwäne sind da auf dem See, es ist kein Wasserdurchlauf, und dann kann man sich ja vorstellen, was da los ist.“ Bei Olympia soll das besser sein.
Nach der Premiere 2008, als die Freiwasserspezialisten ihre 10 Kilometer weit vor den Toren Pekings fast noch unter Ausschluss der Öffentlichkeit austrugen, sollen im Hyde Park wie bereits beim Triathlon wieder Zuschauermassen dabei sein. Die Briten hoffen auf ihre Topfavoritin Keri-Anne Payne, die Weltmeisterin von 2009 und 2011. Bei den Männern sind neben Lurz der Grieche Spyridon Gianniotis und auch der schon im Londoner Becken mit Bronze erfolgreiche Oussama Mellouli die Gold-Kandidaten.
Bundestrainer Stefan Lurz hat neben seinem deutschen Trio auch noch zwei weitere Chancen. Unter ihm in Würzburg trainieren die Schweizerin Swann Oberson und der Bulgare Petar Stoitschew. Beide wurden in Shanghai 2011 Weltmeister.