Hammerwerferin Heidler sicher im Finale
London (dpa) - Als hätte es das Helsinki-Trauma nie gegeben ist Weltrekordlerin Betty Heidler ins olympische Hammerwurf-Finale eingezogen. „Einfach nur Erleichterung“ verspürte die Frankfurterin.
Sie übertraf im zweiten Versuch mit 74,44 Metern die geforderte Qualifikations-Weite von 73,00 locker. Heidler ballte kurz die Faust, hielt beide Daumen hoch und meinte: „Ich wollte heute keinen super Wurf raushauen, sondern einfach nur bestehen.“
Helsinki sei „überhaupt kein Thema mehr“ gewesen, versicherte sie mit einem unschuldigem Augenaufschlag. Die 28-Jährige war bei der Europameisterschaft im Juni überraschend in der Qualifikation gescheitert, zeigte diesmal aber keine Nerven.
Wenig später durfte sich auch Kathrin Klaas, Heidlers Club-Kollegin von der LG Eintracht Frankfurt, freuen. Die EM-Vierte hatte nach ihrem schlimmen Sturz beim Meeting in Eugene (USA) keine leichten Wochen hinter sich. Sie überzeugte aber gleich im ersten Durchgang in der Qualifikationsgruppe B mit 74,14 Metern.
Vize-Weltmeisterin Heidler will bei ihren dritten Olympischen Spielen am Freitag nun endlich eine Medaille gewinnen. „Und wenn das klappt, bin ich überglücklich“. Einen EM-Titel hat sie schon 2010 erobert, WM-Gold 2007 und den Weltrekord (79,42) ebenfalls. In die Favoritenrolle für ihren ersehnten Olympiasieg lässt sich die Hessin aber nicht drängen.
Dafür zeigte sich die Konkurrenz im Vorkampf einfach zu stark. Ex-Weltrekordlerin Anita Wlodarczyk aus Polen gewann die Gruppe A vor Heidler mit 75,68 Metern - gleich im ersten Versuch. Auch Weltmeisterin Russin Tatjana Lysenko (Russland) überzeugte mit 74, 43. „Die Vorleistungen waren alle sehr gut, deswegen überrascht mich das nicht“, sagte Heidler zu ihren Konkurrentinnen. Olympiasiegerin Aksana Menkowa aus Weißrussland, mit 78,69 Metern auch die Weltjahresbeste, musste allerdings gewaltig zittern und kam erst mit dem dritten Wurf auf 73,10 Meter.
Heidler haderte trotz der souveränen Vorstellung ein bisschen mit sich selbst: „Ich habe mich geärgert, dass der Erste nicht gleich saß. Aber es ist auch gut, hier zweimal in den Ring zu dürfen.“ Heidler freute sich über die „fantastische Atmosphäre“, die bei 80 000 Zuschauern bereits am Vormittag im Olympiastadion herrschte: „Mir hatten die anderen schon gesagt: 'Geh rein und genieß' es' - das habe ich getan.“ Sie fühlte sich an die WM 2009 in ihrer Geburtsstadt Berlin erinnert, als sie damals Silber holte. Auf den Medaillenkampf will sich Heidler, die in Athen 2004 als 20-Jährige Vierte war und in Peking 2008 als Neunte enttäuscht hatte, „einfach nur freuen“.