Augenzeuge: Keine Straßensperren um kontaminierte Zone
Narita (dpa) - Der Unternehmer und frühere Journalist Yasumitsu Yamada ist bis auf wenige Kilometer an das schwer beschädigte Kernkraftwerk Fukushima Eins herangekommen.
„Polizei hat mich nicht zurückgehalten. Es gab keine Straßensperren, wie es im Fernsehen verkündet wurde“, erzählte er der Deutschen Presse-Agentur am Sonntagabend (MEZ) am internationalen Flughafen Tokio-Narita. „Was in den Nachrichten gesagt wird, ist völlig falsch.“
Die Regierung verhindere, dass Aufnahmen und Bilder aus den Katastrophengebieten, die Chaos und Panik zeigten, in den Medien verbreitet würden. Auch ihn habe die Polizei davon abhalten wollen zu fotografieren, sagte der aus der Stadt Nagoya stammende Augenzeuge.
Wie Yasumitsu Yamada weiter berichtete, habe er zahlreiche Menschen gesehen, die in Turnhallen und Schulen geflüchtet seien. Sie seien verstört und besorgt. Wenn man sie auf die Situation anspreche, fingen viele Mütter an zu weinen. Der Busverkehr sei gestoppt. Ein privater Fahrer habe ihn für umgerechnet etwa 150 Euro (15000 Yen) die letzten 15 Kilometer bis kurz vors Kraftwerk in den Ort Otemachi gebracht. Es seien viele Krankenwagen und Polizeiwagen in die offiziell gesperrte Zone hinein- und hinausgefahren.
Es gebe in der Gegend wie in vielen anderen Gebieten kein Benzin mehr. Am Flughafen in Fukushima hätten hunderte Leute für Flüge angestanden. „Die Schlangen waren enorm“, berichtete der 44-Jährige. Innerhalb der 20-Kilometer-Evakuierungszone bleiben seinen Aussagen zufolge vorwiegend alte Menschen, die nicht flüchten wollen.
Menschen aus dem Norden hätten berichtet, dass dort Dutzende Leichen im Wasser trieben. Er selbst geht davon aus, eine erhöhte Strahlendosis abbekommen zu haben. „Der Kopf tut weh, und meine Augen tränen. In Nagoya gehe ich zum Arzt.“ Er habe bereits alle seine Kleider ausgezogen und weggeworfen. „Nur meine Hose nicht, denn ich habe nur eine.“