Aus für van Gaal: Vom Feierbiest zum Fehlerbiest

München (dpa) - Die Zeiten, in denen Louis van Gaal in schicker Lederhose seine strammen Waden am Münchner Rathaus-Balkon zeigte, sind schon lange Vergangenheit.

Im Mai 2010, als der frisch gebackene Meistertrainer „die Muttis“ am Muttertag vom Marienplatz grüßte und die Fans in seiner mitreißenden FC-Bayern-Rede auf weitere Erfolge einschwor, schlossen die Fans den kauzigen Coach ins Herz. Ein Jahr später musste sich der selbstherrliche Fußball-Lehrer durch den Hinterausgang verdrücken. „Wir haben eine größere Verantwortung dem Club gegenüber als gegenüber dem Trainer“, sagte Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge am Sonntag.

Arrogant, dominant, allwissend - van Gaal präsentierte sich vom ersten Tag an in München wie „König Louis I“ von Bayern. Er verfolgte konsequent seinen „ganzheitlichen“ Weg bei der Bildung eines Teams, das sich am besten Fußball-Ensemble der Welt orientieren sollte. „Ich habe meinen Spielern immer den FC Barcelona zum Beispiel gegeben“, sagte der Double-Gewinner, der sich bei den Münchnern als Jugendförderer präsentierte. Dabei war er so vernarrt in seine offensive Spielweise, dass sich für ihn die Niederlage gegen Inter Mailand im Champions-League-Finale der vergangenen Saison wegen der defensiven Spielweise der Italiener immer noch irgendwie als ungerecht anfühlt.

Im Umgang mit der geballten Fußball-Prominenz im Vorstand zeigte sich der Cheftrainer mit dem großen Ego alles andere als einfach. Präsident Uli Hoeneß, der am Sonntag noch einmal heftig Kritik übte, platzte schon in der Hinrunde der Kragen. Fußball sei keine One-Man-Show und van Gaal beratungsresistent, meinte der Präsident vor dem Champions-League-Spiel in Cluj im November. Einer Vereins-Ikone wie Hoeneß könne er nicht widersprechen, entgegnete van Gaal damals - und tat es trotzdem.

Dabei hatten die Münchner Bosse auf den Rioja-Liebhaber gesetzt und wollten mit ihm eine Ära begründen. Aber van Gaal, der sich von seinen Töchtern siezen lässt, sah eben einzig seine Meinung als richtig an. Als der 59-Jährige, der sich gerne in sein Domizil nach Portugal zurückzieht, wie im ersten Jahr noch Erfolg hatte, wurde über die Eigenheiten noch hinweggesehen. Das ging schon lange nicht mehr.

Der einst als „Feierbiest“ auftrumpfende Niederländer wurde in seinem zweiten Bayern-Jahr immer öfter als „Fehlerbiest“ kritisiert. Der vorzeitig bis 2012 verlängerte Vertrag wurde im März wieder aufgelöst - bis zum Saisonende sollte die Zusammenarbeit wenigstens versöhnlich beendet werden.

Von einem „warmen Mantel“ hatte van Gaal am 1. Juli 2009 bei seinem Amtsantritt geschwärmt. Gut saßen die Kleider schon lange nicht mehr, nun musste er seine Sachen noch früher als geplant an der Garderobe abgeben. Nach etwas mehr als 21 Monaten ist Schluss.