Baschar al-Assad: Vom Hoffnungsträger zum Despoten
Damaskus (dpa) - Eigentlich hätte Baschar al-Assad nie an die Macht kommen sollen. Für das höchste Amt in Syrien hatte sein Vater Hafis eigentlich Baschars älteren Bruder Bassil vorgesehen.
Doch dieser starb im Frühjahr 1994 bei einem Autounfall - so fiel die Wahl auf Baschar, der eigentlich Mediziner werden wollte und sich Anfang der 1990er Jahren in England zum Augenarzt ausbilden ließ.
Assad galt vielen als Hoffnungsträger, als er im Jahr 2000 nach dem Tod seines Vaters die Macht übernahm. Während des „Damaszener Frühlings“ wehte ein Hauch von Freiheit durch das Land. Es konnten offenere Debatten geführt werden, politische Häftlinge kamen frei. Doch das Regime, wegen seiner vielen Geheimdienste berüchtigt und gefürchtet, kehrte bald zur harten Hand zurück.
Als im Frühjahr 2011 die arabischen Aufstände ausbrachen, sah es dennoch zunächst so aus, als bliebe die Lage in Syrien ruhig. Assad profitierte nicht zuletzt von dem Ruf, dass er anders als Ägyptens Langzeitherrscher Husni Mubarak immer dem „Erzfeind“ Israel die Stirn geboten hatte. Doch im März 2011 brachen auch in Syrien Proteste aus - die das von der religiösen Minderheit der Alawiten dominierte Regime mit Gewalt niederschlagen ließ.
Nach fast fünf Jahren Bürgerkrieg ist praktisch kein Oppositioneller mehr bereit, mit Assad zu kooperieren. Für Regimegegner und viele Regierungen im Westen ist der 50-Jährige der Mann, der 2013 Giftgas gegen sein eigenes Volk einsetzte. Mehr als 1300 Menschen starben. Assads Luftwaffe bombardiert auch immer wieder mit international geächteten Fassbomben Gebiete, in denen viele Zivilisten leben.
Für Assad und sein Regime sind alle Aufständischen im Land „Terroristen“, auch die moderaten Regimegegner. Von Anfang an bezeichnete er den Kampf gegen die Rebellen als „Kampf gegen den Terror“.
Gegner und Beobachter kritisieren jedoch, das Regime habe die Terrormiliz Islamischer Staat (IS) lange geduldet oder sogar heimlich mit ihr paktiert - was die Dschihadisten erst habe erstarken lassen. So schreibt der Autor Daniel Gerlach in dem Buch „Herrschaft über Syrien“, die „beiden angeblichen Gegner“ würden „in Wahrheit koexistieren“. Sie befänden sich „in einem taktischen Gleichgewicht, an dessen Auflösung keine der beiden Seiten ein Interesse hat“.