Bayerische Flüchtlingsunterkunft nach Bürgerprotesten geräumt
Mainstockheim (dpa) - Nach Streitigkeiten zwischen Asylbewerbern und Anwohnern wird eine Flüchtlingsunterkunft in Mainstockheim im bayerischen Landkreis Kitzingen vorerst geräumt. Die etwa 20 Flüchtlinge würden so schnell wie möglich auf andere Unterkünfte verteilt.
Das sagte ein Sprecher der Regierung von Unterfranken. Mit der vorübergehenden Räumung wolle man die Situation entspannen. „Es bedeutet nicht, dass die Einrichtung stillgelegt wird“, sagte er.
Die Asylbewerber sind seit Mai dort untergebracht. Immer wieder kam es seitdem zu Auseinandersetzungen und teils auch Körperverletzungen. In dem Gästehaus eines Gasthofs mitten im Ort seien junge Männer aus dem Kosovo und Albanien untergebracht gewesen, sagte Bürgermeister Karl-Dieter Fuchs. Diese hätten immer wieder „die Nacht zum Tag gemacht“ und Anwohner unter anderem mit Müll und lauter Musik gestört. Nachdem einige der Männer im Freibad und in der Innenstadt dann auch noch junge Frauen belästigt hätten, sei die Situation eskaliert. Einen rechtsradikalen Hintergrund schloss er aus.
Am Donnerstagabend sei eine Gruppe mit Baseballschlägern und Fahrradketten an der Unterkunft aufgekreuzt und die Bewohner hätten sich daraufhin mit Stuhlbeinen bewaffnet, sagte Fuchs. Verletzt worden sei niemand, und die Polizei habe die Gruppen trennen können. Vier Bewohner, die polizeilich besonders auffällig waren, wurden bereits am Freitag in andere Unterkünfte verlegt.
Am Freitagabend versammelten sich dann aber erneut etwa 100 Menschen an der Unterkunft und am Sonntag waren es sogar etwa 300. Zuvor hatte es erneut eine Auseinandersetzung gegeben, bei der laut Polizei vermutlich auch ein Messer sowie Schlagwerkzeuge im Spiel waren. Dabei wurden acht Menschen festgenommen.
Fuchs sagte, etwa die Hälfte der Asylbewerber in dem Haus sei auffällig geworden, die anderen seien friedlich gewesen. Seiner Ansicht nach sollte der Konflikt mit der Räumung nun gelöst sein. Ziel sei es jedoch, die Unterkunft wieder mit Asylbewerbern zu belegen - dann aber - wenn möglich - mit Menschen anderer Herkunft.
Bei der Wiederbelegung der Unterkunft werde darauf geachtet, dass künftig solche Spannungen nicht wieder auftreten, hieß es von der Polizei und der Regierung von Unterfranken. Im ganzen Regierungsbezirk sei dies der erste solche Fall - bei mehr als 300 Flüchtlingsunterkünften.