Hintergrund Besiktas: Türkischer Meister mit regierungskritischen Fans
Istanbul (dpa) - Der amtierende türkische Fußball-Meister Besiktas Istanbul gilt als Arbeiterclub, viele seiner Anhänger sind regierungskritisch. Vor allem der Besiktas-Fanclub „Carsi“ spielte während der Gezi-Proteste in Istanbul im Sommer 2013 eine wichtige Rolle.
Die Demonstrationen gegen den damaligen Ministerpräsidenten und heutigen Staatschef Recep Tayyip Erdogan hatten Istanbul und Teile des Landes erfasst. 35 Mitglieder des Besiktas-Fanclubs mussten sich später wegen ihrer Rolle bei den Protesten vor Gericht verantworten. Ihnen wurde die Bildung einer terroristischen Vereinigung und der versuchte Sturz der Regierung vorgeworfen. Alle 35 wurden jedoch frei gesprochen.
Besiktas gewann in der Vorsaison den Meistertitel in der Türkei. Einen großen Anteil daran hatte der deutsche Nationalspieler Mario Gomez, der Torschützenkönig der Süper Lig wurde.
Schon im April war das Heimspiel von Besiktas gegen Bursaspor von Krawallen überschattet worden. Die Polizei setzte Wasserwerfer und Pfefferspray ein.
Ausschreitungen und Tumulte sind im türkischen Fußball keine Seltenheit. Oft sind wegen früherer Auseinandersetzungen gegnerische Fans nicht bei Auswärtsspielen zugelassen. So durften Anhänger von Bursaspor über mehrere Jahre nicht bei Gastspielen bei Besiktas ins Stadion, da die Ultras beider Clubs als verfeindet galten. Die Fans des Clubs aus Bursa warfen Besiktas vor, einst ein entscheidendes Spiel angeblich absichtlich verloren und damit den Abstieg von Bursaspor besiegelt zu haben.
Der Club aus Bursa hat eine der größten Fangruppen im türkischen Fußball. Einige dieser Anhänger galten als hochgefährliche Hooligans. Inzwischen hat sich der Ruf der Bursaspor-Anhänger jedoch deutlich gebessert.