Bischöfe mahnen: Menschenrechte bewahren
Berlin (dpa) - Deutsche Bischöfe haben in ihren Weihnachtspredigten Werte wie Nächstenliebe, Solidarität und Großmut betont. Gleichzeitig warnten sie davor, Menschenrechte wie das Recht auf Leben aufzuweichen.
„Wer die Menschenrechte achtet und voller Ehrfurcht dem Leben dient, erfährt die Freude, die das Weihnachtsfest ausstrahlt“, sagte der Vorsitzende der katholischen Deutschen Bischofskonferenz, Erzbischof Robert Zollitsch, in Freiburg.
Zollitsch bezog sich auf eine Diskussion im Europaparlament, die ein Recht auf Abtreibung zum Thema hatte. „Dieser Antrag wurde mit knapper Mehrheit abgelehnt. Weihnachten sagt uns, dass wir als Christen nicht zusehen können, wenn das Recht auf Leben in sein Gegenteil verkehrt wird!“
Auch der Fuldaer Bischof Heinz Josef Algermissen sieht die Würde des Menschen auf vielfache Weise bedroht. „Unsere Kirche ist verpflichtet, sich für das Recht jedes Menschen auf Leben, von der Empfängnis bis zum Tode, stark zu machen“, mahnte der katholische Geistliche. „Mir machen der Pragmatismus und Populismus große Sorge, mit dem in unserer Gesellschaft, in Medien, Wissenschaft und Politik insbesondere das menschliche Leben an seinem Anfang wie an seinem Ende infrage und zur Disposition gestellt wird.“
Der Mainzer Kardinal Karl Lehmann rief in seiner Weihnachtspredigt zum Geben und Verzeihen auf. „Groß ist man zum Beispiel nicht einfach durch Macht, Glanz und Überheblichkeit, schon gar nicht durch Gewalt“, sagte Lehmann im Mainzer Dom. Die Größe Gottes zeige sich auch im Verzeihen - dies offenbare sich an Weihnachten. Der von Gott empfangene Reichtum solle weiterverschenkt werden.
Lehmann ging indirekt auch auf den umstrittenen Limburger Bischof Franz-Peter Tebartz-van Elst ein, dem Prunksucht vorgeworfen wird. „Der Unmut und die Enttäuschung über Ereignisse in der Kirche, besonders auch in unserem Nachbarbistum Limburg, darf nicht dazu führen, dass wir die Hilfe für die Armen in Afrika, Asien und Lateinamerika aufkündigen“, betonte Lehmann.
Der Landesbischof der evangelischen Nordkirche, Gerhard Ulrich, forderte im Lübecker Dom einen Stopp von Waffenexporten aus Deutschland. Ist der Verkauf einer Waffe an vermeintlich sichere Bündnispartner oder sogenannte strategische Partner einmal vollzogen, ende die Kontrolle darüber. Von diesem Moment an sei unklar, ob die Waffe tatsächlich dem Frieden dient oder nicht. „Ein Dilemma, das beendet werden muss durch einen Stopp der Waffenexporte.“
Wie schon am Heiligen Abend mahnten mehrere Bischöfe mehr Solidarität mit Flüchtlingen und Asylbewerbern an. „Endloses Leid kennzeichnet unsere heutige Welt“, beklagte der katholische Würzburger Bischof Friedhelm Hofmann. Bayerns evangelischer Landesbischof Heinrich Bedford-Strohm rief zu mehr Verantwortungsbewusstsein in der gesamten Gesellschaft auf.