Patriarch Twal skeptisch gegenüber Nahost-Frieden
Bethlehem (dpa) - Der wichtigste Repräsentant der Katholiken im Heiligen Land hat in seiner Weihnachtspredigt Skepsis hinsichtlich der Chance auf eine rasche Friedenslösung in Nahost geäußert.
„Wir leben im Heiligen Land in einem Konflikt, dessen kurzfristige Lösung nicht in Sicht ist und der schwer auf all seinen Bewohnern, auch den Christen, lastet“, sagte der lateinische Patriarch Fuad Twal in der Nacht zum Mittwoch bei der Mitternachtsmesse in der Katharinenkirche in Bethlehem.
Gleichzeitig sagte Twal dem anwesenden Palästinenserpräsidenten Mahmud Abbas, er bete für ihn und den Erfolg der im Juli wiederaufgenommenen Friedensgespräche mit Israel, „damit sich eine gerechte und faire Lösung des aktuellen Konfliktes finden lasse“.
Der Erzbischof rief zur Lösung blutiger Konflikte in aller Welt auf. „Die Welt steht vor einer langen Nacht der Konflikte, Kriege, Zerstörung, Angst, Hass, Rassismus und in diesen Tagen auch mit Schnee und Kälte.“ Er nannte dabei Bürgerkriege in Afrika, den Taifun auf den Philippinen, die schwierige Lage in Ägypten und im Irak sowie die Tragödie in Syrien.
Bei der feierlichen Zeremonie war in diesem Jahr auch die EU-Außenbeauftragte Catherine Ashton anwesend. Sie hält sich nach Medienberichten mit ihrem Mann über Weihnachten zu einem privaten Besuch in der Region auf.
Twal hatte am Dienstagmittag die traditionellen Weihnachtsprozession von Jerusalem nach Bethlehem geführt. Das in ein purpurfarbenes Gewand gekleidete Oberhaupt der katholischen Kirche im Heiligen Land wurde dort von Gläubigen und palästinensischen Pfadfindern feierlich in Empfang genommen. Er kam nachmittags auf dem Krippenplatz vor der Geburtskirche an. Sie steht über der Grotte, in der nach christlicher Überlieferung Jesus Christus zur Welt kam.
Über die Weihnachtstage werden nach Angaben der israelischen Armee 300 000 Besucher in Bethlehem erwartet. Insgesamt rechnet das israelische Tourismusministerium für das Jahr 2013 mit etwa zwei Millionen Besuchern in der fast vollständig von einer Sperrmauer umgebenen Palästinenserstadt. Israel erlaubte mehreren Hundert christlichen Palästinensern aus dem Ausland sowie aus dem Gazastreifen zu Weihnachten die Einreise. Im besetzten Westjordanland gelten angesichts des fortwährenden Nahostkonflikts strikte Reisebeschränkungen für Palästinenser.