Blutige Krawalle in Ägypten
Kairo (dpa) - Todesurteile gegen 21 rabiate Fußballfans haben in Ägypten am Samstag blutige Krawalle ausgelöst. Um die Spirale der Gewalt zu stoppen, rückte am Abend die ägyptische Armee mit Panzern und Schützenpanzern aus, um mit ihrer Präsenz an den verschiedenen Brennpunkten für Ruhe zu sorgen.
Bis zum späten Abend wurden allein in Port Said 32 Tote und über 350 Verletzte registriert. Auch in Kairo gab es wieder Krawalle. Die Regierung denkt derweil darüber nach, den Notstand auszurufen.
Auslöser der Gewaltwelle waren Todesurteile gegen 21 Fußballfans wegen der Beteiligung an den schlimmsten Fußballkrawallen in der Geschichte des Landes mit vielen Toten. Vor einem Jahr, am 1. Februar 2012, waren im Fußballstadion in Port Said 74 Menschen ums Leben gekommen. Unmittelbar nach Abpfiff hatten Fans der Heimmannschaft Al-Masri damals das Spielfeld gestürmt und waren mit Brechstangen, Messern und Schusswaffen auf die Fans des Kairoer Vereins Al-Ahli losgegangen. Von den Al-Masri-Fans wurden später 61 wegen Mordes angeklagt. Neun Polizisten wurden wegen Nachlässigkeit im Dienst vor Gericht gestellt, weil sie die Fans vor dem Spiel nicht gründlich nach Waffen durchsucht hätten. Sie waren nicht unter den ersten Verurteilten. Aus Sicherheitsgründen war das Verfahren von Port Said nach Kairo verlegt worden. Für die noch nicht verurteilten Angeklagten fällt der Richterspruch am 9. März.
Anhänger des Vereins Al-Ahli feierten die Entscheidung der Richter. In Port Said dagegen eskalierte die Gewalt. Es kam zu heftigen Zusammenstößen mit den Sicherheitskräften, Tränengas wurde eingesetzt. Unter den Toten waren auch zwei Polizisten, wie staatliche Medien unter Berufung auf das Innenministerium berichteten.
Die Fans in Port Said werfen den Richtern ein politisches Urteil vor. Jüngst hatte die Staatsanwaltschaft neue Beweise eingebracht, die in diesen Richterspruch nicht eingeflossen sind. Der schwarze Tag des ägyptischen Fußballs gilt längst als Symbol für die desolate Lage im Land. Präsident Mohammed Mursi jedenfalls zählte die 74 Toten vor wenigen Tagen zu den offiziellen „Märtyrern der Revolution“.
Mursi sagte wegen der aktuellen Krise in seinem Land die Teilnahme am Afrika-Gipfel in Äthiopien ab und beriet sich mit seinen Ministern für Verteidigung, Justiz und Information über das weitere Vorgehen. In einer anschließend vom Staatsfernsehen übertragenen Erklärung des Rates zur Verteidigung des Landes hieß es, dass alle verfassungsgemäßen Maßnahmen zur Herstellung der Sicherheit ergriffen werden sollten. Dies könne auch Ausgangssperren und die Ausrufung des Notstands bedeuten. In Port Said erklärte der Gouverneur den Sonntag zum arbeitsfreien Tag, um die Behördenmitarbeiter vor weiterer Gewalt zu schützen.