Bomben auf IS-Stellungen - und PKK-Kämpfer
Kobane/Istanbul (dpa) - Zur Unterstützung der kurdischen Kämpfer in der nordsyrischen Grenzstadt Kobane hat die internationale Koalition neue Luftangriffe gegen die Terrormiliz Islamischer Staat (IS) geflogen.
Wie die syrischen Menschenrechtsbeobachter mitteilten, wurden mindestens drei Stellungen der Dschihadisten im Osten der Stadt getroffen.
Die Gefechte zwischen kurdischen Kämpfer und den sunnitischen IS-Extremisten gingen den Angaben zufolge mit unverminderter Heftigkeit weiter. Idris Nassan, Vize-Sprecher für auswärtige Angelegenheiten in Kobane, sagte der Nachrichtenagentur dpa, dass kurdische Kämpfer dank der Luftschläge einen strategisch wichtigen Hügel sieben Kilometer von der Grenzstadt entfernt zurückerobern konnten.
Das türkische Militär bombardierte unterdessen Stellungen der verbotenen kurdischen Arbeiterpartei (PKK) im Südosten des Landes an der Grenze zum Irak. Dort hätten die kurdischen Rebellen zuvor eine Polizeistation angegriffen, berichtete die Zeitung „Hürriyet“. Es war der erste Luftschlag gegen die PKK, seit die Organisation im März vergangenen Jahres einen Waffenstillstand erklärt hatte.
Im Bürgerkriegsland Syrien flogen derweil auch Kampfflugzeuge der Regierung von Präsident Baschar al-Assad massive Angriffe auf oppositionelle Kämpfer. Innerhalb von 24 Stunden zählten die Menschenrechtsbeobachter landesweit rund 100 solcher Luftschläge.
Parallel zu hochrangigen Militär-Beratungen über das weitere Vorgehen gegen den IS streiten sich USA und Türkei weiter über die Nutzung von Stützpunkten in dem Nato-Land. Ankara dementierte US-Angaben, wonach sich die türkische Regierung bereiterklärt habe, Stützpunkte zur Verfügung zu stellen. Heute soll in den USA ein erstes Bündnistreffen fortgesetzt werden, bei dem es um langfristige Strategie gegen den IS im Irak und in Syrien geht. Berichten zufolge setzten die Extremisten ihren Vormarsch im Westen des Iraks fort und griffen auch die Kurden in Kobane erneut an.
Das Anti-IS-Bündnis will die Türkei seit längerem enger einbinden. Die Regierung in Ankara sträubt sich jedoch dagegen und pocht unter anderem auf ein gemeinsames Vorgehen, das sich auch gegen das Regime des syrischen Präsidenten Baschar al-Assad richtet. Daran wiederum hat der Westen bislang kein Interesse. Die Türkei spielt eine entscheidende Rolle, weil das Land unmittelbar an Gebiete grenzt, die von den IS-Extremisten kontrolliert werden.
Der türkische Außenminister Mevlüt Cavusoglu sagte am Montag nach Angaben der Nachrichtenagentur Anadolu, es gebe noch keine Einigung, dass die internationale Allianz die türkischen Stützpunkte für den Kampf gegen den IS nutzen könne. Er dementierte damit Aussagen von Susan Rice, der Sicherheitsberaterin von US-Präsident Barack Obama. Cavusoglu bestätigte aber, dass es eine Einigung über die Ausbildung gemäßigter syrischer Rebellen gebe.
Eine der wichtigsten Luftwaffenbasen der Türkei ist die in Incirlik. Der Stützpunkt liegt lediglich 100 Kilometer von Syrien entfernt.
In der Diskussion um das weitere Vorgehen gegen den IS schloss die Bundesregierung den Einsatz deutscher Bodentruppen in Syrien aus. Bei einem Besuch in Saudi-Arabien wies Außenminister Frank-Walter Steinmeier (SPD) entsprechende Überlegungen aus Reihen der Grünen zurück: „Das lässt sich leicht fordern in Deutschland, wenn man weiß, dass ein solches Mandat nicht zustande kommt“.
Militärchefs aus mehr als 20 Ländern wollen nahe Washington das weitere Vorgehen beraten. Rund zwei Monate nach Beginn der US-Luftangriffe auf IS-Stellungen ist es das erste Treffen dieser Art.