Bonn und Berlin - ein Land, zwei „Hauptstädte“

Berlin (dpa) - 21 Jahre nach der deutschen Einheit ist noch immer nicht die gesamte Regierung vom Rhein an die Spree gezogen.

Nach einem entsprechenden Beschluss des Bundestages von 1991 steht zwar in Artikel 22 des Grundgesetzes: „Die Hauptstadt der Bundesrepublik Deutschland ist Berlin.“ Bonn fungiert aber weiterhin als eine Art Neben-Hauptstadt und führt als einziger Ort in Deutschland den Titel „Bundesstadt“.

Das Berlin/Bonn-Gesetz vom 26. April 1994 regelt den Umzug. Darin wurde auch festgelegt, dass einige Bundesministerien ihren Hauptsitz in Bonn behalten sollen. Bis heute sind es sechs: die Ministerien für Verteidigung, für Gesundheit, für Umwelt, für wirtschaftliche Zusammenarbeit, für Landwirtschaft sowie für Bildung und Forschung. Die neun Berliner Ministerien unterhalten in Bonn Nebenstellen.

Die Stellenaufteilung hat sich in den vergangenen zehn Jahren zugunsten von Berlin verändert. Von insgesamt 17 226 Bundesbeamten und Angestellten arbeiteten im Jahr 2000 an der Spree 6756 und 10 470 am Rhein. Im Jahr 2010 entfiel mit 9878 Stellen etwas mehr als die Hälfte auf Berlin, in Bonn gab es noch 8328. Aktuell wird um eine deutliche Verkleinerung des Verteidigungsministeriums - vor allem am Standort Bonn - gerungen.

Die Aufteilung zwischen beiden Städten geht ins Geld - unter anderem, weil viele Beschäftigte pendeln. Wie aus dem „Teilungskostenbericht“ 2011 des Finanzministeriums hervorgeht, betragen die Kosten für den Doppelsitz der Ministerien in diesem Jahr voraussichtlich knapp 9,2 Millionen Euro, gut 1,48 Millionen weniger als im Vorjahr. Mit gut 4,7 Millionen Euro entfällt fast die Hälfte der Kosten auf Dienstreisen.