Zwischen Baum und Borke Brexit prägt Gipfel-Debüt von Theresa May
Brüssel (dpa) - Die britische Premierministerin Theresa May ist bei ihrem ersten EU-Gipfel in einer verzwickten Position: Noch ist Großbritannien vollwertiges Mitglied der Europäischen Union - doch mit der Brexit-Entscheidung sind die Weichen für die Trennung gestellt.
Erwartet wird, dass die seit Juli amtierende May den Plan bekräftigt, den Austrittsantrag nach Artikel 50 der EU-Verträge bis Ende März 2017 einzureichen. Erst dann soll verhandelt werden. Das Treffen in Brüssel ist aber eine Gelegenheit, Positionen auszuloten.
Eine Schlüsselfrage ist der künftige Zugang zum EU-Binnenmarkt. Wenn May bei ihrer Ankündigung bleibt, die Freizügigkeit von Arbeitnehmern aus EU-Ländern einzuschränken, wird Großbritannien nicht im gemeinsamen Markt bleiben können. In London gibt es Gedankenspiele, Deals für einzelne Branchen zu machen - etwa für die Autoindustrie. Die EU wird wohl die Interessen der verbleibenden 27 Mitglieder in den Vordergrund stellen.
Eine Möglichkeit wäre ein Freihandelsabkommen. Doch das schon seit 2009 umstrittene Ceta-Abkommen mit Kanada zeigt, wie langwierig und kompliziert solche Verhandlungen werden können. Allein für die Austrittsverhandlungen nach Artikel 50 sind zwei Jahre ab dem offiziellen Antrag vorgesehen.
Zu den weiteren Fragen, die zwischen der EU und Großbritannien geklärt werden müssen, gehören die künftigen Zoll-Bestimmungen, eine Endabrechnung mit dem EU-Haushalt sowie Übergangsregelungen für die nächsten Jahre. May kommt nach Brüssel mit der Last der Probleme zuhause: Das Pfund verliert an Wert, die Inflation steigt, Schottland bewegt sich auf ein neues Unabhängigkeitsreferendum zu.