Bürochef der Naumann-Stiftung warnt vor Eskalation
Istanbul (dpa) - Der Kairoer Büroleiter der FDP-nahen Friedrich-Naumann-Stiftung hält die Situation in Ägypten für „ausgesprochen gefährlich“.
Ronald Meinardus sagte am Samstag im Deutschlandradio Kultur, es gebe keine ausgleichenden Kräfte, „keine Stimmen der Vernunft“. Niemand wolle Brücken schlagen, sondern alle Ägypter rechneten sich entweder dem einen oder den anderen Lager zu. In dieser „einzigartige Polarisierung“ stünden auf der einen Seite
die Islamisten, die sich auf die gewonnenen Wahlen beriefen, auf
der anderen Seite die säkularen Kräfte, die die Legitimität der Regierung bestritten. „Und der Graben wird von Tag zu Tag tiefer.“
Allerdings sorge sich die große Mehrheit der Ägypter weniger über politische Fragen, sondern sei mit existenziellen wirtschaftlichen Problemen konfrontiert, fügte er hinzu. „Es gibt kein Benzin an den Tankstellen, es gibt Stromausfälle täglich, und das ist eine Situation, wo die Arbeitslosigkeit wächst und wo es gewissermaßen keine richtige Perspektive gibt. Und das treibt die Menschen auf die Straße.“
Am Sonntag ist der islamistische Präsident Mohammed Mursi ein Jahr im Amt. Die oppositionelle Protestbewegung will ihm am Jahrestag seiner Vereidigung mehr als 20 Millionen Unterschriften von Bürgern übergeben, die seine Absetzung und Neuwahlen fordern. Es droht eine neue Eskalation der Gewalt.