Cordes: Moskau muss Investoren-Vertrauen zurückgewinnen
St. Petersburg/Berlin (dpa) - Russland muss aus Sicht der deutschen Wirtschaft einiges tun, um das im Ukraine-Konflikt eingebüßte Vertrauen ausländischer Investoren zurückzugewinnen.
„Die Russen wissen, dass sie verlässliche Investitionsbedingungen anbieten müssen, wenn sie ausländisches Kapital anlocken wollen. Gerade darüber wird in St. Petersburg zu reden sein“, sagte der Chef des Ost-Ausschusses, Eckhard Cordes, der Nachrichtenagentur dpa.
Cordes nimmt am Wirtschaftsforum in St. Petersburg teil, das am Donnerstag begann. Laufende Projekte deutscher Unternehmen in Russland sieht Cordes nicht gefährdet. „Anders sieht das für Unternehmen aus, die neue Aktivitäten in Russland planen. Sie müssen ihre Vorhaben natürlich kritisch prüfen.“ Es gebe eine wachsende Angst in der Wirtschaft vor einem Rückfall in die Zeit des Kalten Krieges.
Cordes wies Berichte zurück, deutsche Konzern-Chefs boykottierten das Internationale Wirtschaftsforum in St. Petersburg wegen der russischen Ukraine-Politik. Cordes sagte am Donnerstag im rbb-Inforadio, es habe lediglich eine Absage gegeben - und zwar von Eon-Vorstandschef Johannes Teyssen. Andere deutsche Konzern-Chefs hätten sich zu dem Treffen gar nicht angemeldet. Auch in der Vergangenheit hätten an dem Forum nie viele deutsche Spitzen-Manager teilgenommen.
Cordes betonte, es habe auch keinerlei politischen Druck gegeben, dem Treffen fernzubleiben, weder aus Washington noch aus dem Bundeskanzleramt. Man sei sich mit der Bundesregierung einig: Man hoffe auf eine diplomatische Lösung des Konfliktes; sollte es diese aber doch nicht geben, werde die Wirtschaft auch Sanktionen der Bundesregierung unterstützen.
Der Vorsitzende des Bundestags-Wirtschaftsausschusses, Peter Ramsauer, sagte dem Nachrichtenradio MDR Info: „Nur durch Reden können Überzeugungen gewonnen werden, können Brücken wieder gebaut werden.“ Angesichts des Ukraine-Konflikts sei der diesjährige Petersburger Gipfel viel wichtiger als in den vergangenen Jahren. Er habe deshalb Respekt vor jedem Manager, der an dem Treffen teilnehme, sagte Ramsauer.