Das wilde Flüchtlingslager von Idomeni
Athen (dpa) - Noch vor gut einem Jahr war der kleine griechische Grenzort Idomeni bestenfalls unter Eisenbahnromantikern, Rucksacktouristen und ehemaligen Gastarbeitern bekannt. Kaum 200 Bewohner leben dort in unmittelbarer Nachbarschaft zur mazedonischen Grenze.
Es gibt einen kleinen Bahnhof, der Güterverkehr von und nach Griechenland rattert über die Strecke.
Im Jahr 2015 jedoch wurde der Grenzübergang im Zuge der Flüchtlingskrise zum Startpunkt der sogenannten „Balkanroute“: Wer es von Syrien und anderen Ländern zu den griechischen Inseln schaffte, reiste früher oder später über Idomeni entlang der Eisenbahnschienen weiter gen Norden.
Als Mazedonien seine Grenze im Februar dieses Jahres schloss, um den Flüchtlingszustrom zu stoppen, erlangte Idomeni schließlich traurige Berühmtheit. Quasi über Nacht sammelten sich fast 15 000 Flüchtlinge und Migranten an der Grenze an. Mitten im Νirgendwo entstand ein provisorisches, wildes Lager, ohne Toiletten, ohne medizinische Versorgung.
Bis heute harrt ein harter Kern aus Flüchtlingen und Migranten in der Zeltstadt von Idomeni unter schlechten Bedingungen aus. Die Menschen hoffen immer noch, die Grenze könne sich öffnen, und wollen deshalb nicht in staatliche Auffanglager umsiedeln. Obwohl mittlerweile viele Hilfsorganisationen vor Ort sind, verschlimmert sich die Situation. Unter anderem kursieren Berichte über Prostitution und Drogenhandel im Lager.