Der letzte Tag von Benedikt XVI.

Rom/Berlin (dpa) - Er sei ein „demütiger Arbeiter im Weinberg des Herrn“, hatte Joseph Ratzinger in der Abenddämmerung des 19. April 2005 den Gläubigen auf dem Petersplatz zugerufen. Gut eine halbe Stunde vorher war er zum Papst gewählt worden.

Acht Jahre später tritt das Oberhaupt der katholischen Kirche ab. Als erster Papst der Neuzeit gibt der 85-Jährige freiwillig sein Amt auf. Die Kräfte lassen nach, sagt er. Heute um 20.00 Uhr endet Benedikts Pontifikat.

Beobachter sprechen von einem aufwühlenden Tag und großen Emotionen. Im Vatikan kursiert dagegen die Parole „Normalität“. Benedikts letzter Tag als Papst - auch er wird reich an Zeichen und Gesten sein.

Wenn gegen 17.00 Uhr der Hubschrauber mit dem Papst Richtung Castel Gandolfo südlich der italienischen Hauptstadt abhebt, läuten die Kirchenglocken Roms. Mit dem offiziellen Ende des Pontifikats um 20.00 Uhr stellt die Schweizer Garde ihren „öffentlichen Dienst“ für Benedikt vor den Toren der Residenz ein. Und die vatikanische Gendarmerie übernimmt die Wache. „Die Sicherheit des Heiligen Vaters ist garantiert“, versichert Vatikansprecher Federico Lombardi.

Auch im bayrischen Papst-Geburtsort Marktl versammeln sich die Gläubigen am Abend zum Gebet, auch dort läuten die Kirchenglocken. In anderen deutschen Städten und Gemeinden sind Dankgottesdienste geplant. Bundeskanzlerin Angela Merkel will an einem Pontifikalamt in der St. Hedwigs-Kathedrale in Berlin teilnehmen.

Etwa zwei Monate will Joseph Ratzinger in Castel Gandolfo bleiben, der Residenz der Päpste hoch über dem Albaner See. Dann kehrt er in ein umgebautes Kloster in den Vatikan zurück. Begleitet wird er von seinem Privatsekretär Georg Gänswein und vier Schwestern, die sich um den Haushalt kümmern.

„Emeritierter Papst“ oder „Römischer emeritierter Pontifex“ nennt er sich nach seinem Rücktritt. Weiterhin kann er auch mit „Eure Heiligkeit“ angesprochen werden. Anders als bei gestorbenen Päpsten soll sein Fischerring nicht zerschlagen werden. „Wenn er sein Pontifikat aufgibt, wird er den Fischerring nicht mehr tragen und das Siegel wird ungültig gemacht“, sagt Lombardi. Fortan werde Ratzinger einen „einfachen weißen Talar“ anziehen, auch die roten Schuhe gehören der Vergangenheit an.

Der 28. Februar dürfte für den Papst wie üblich früh beginnen. „Um sechs Uhr aus dem Bett, sieben Uhr Messe in der kleinen Privatkapelle“, schreibt das Nachrichtenmagazin „Focus“. „Knapp eine Stunde später wird Kaffee serviert, Brot und Marmelade.“ In der „Sala Clementina“ im Vatikan begrüßt der Papst später alle in Rom anwesenden Kardinäle. Danach gibt es Mittagessen, später gönnt er sich vielleicht eine Ruhepause, dann ein paar Schritte im Freien.

Der vatikanische Fernsehsender CTV will alle Geschehnisse des Tages aufzeichnen. „Die Abreise von Benedikt XVI. ist ein historisches Ereignis“, sagt CTV-Direktor Monsignore Edoardo Maria Vigano. Gegen 17.00 Uhr versammeln sich Schweizer Garde und die Spitzen der Kurie zum Abschied vom Papst.

Gegen 17.15 Uhr soll sein Hubschrauber in Castel Gandolfo landen. Auch dort erwarten Benedikt geistliche und weltliche Würdenträger. Der letzte „öffentliche Akt“ an diesem Tag, ein Gruß an die Gläubigen, ist für 17.30 Uhr von der Loggia des Palastes in Castel Gandolfo vorgesehen. Nach einem Abendessen wird er wohl in der Kapelle beten und die Anwesenden begrüßen, „alles mit großer Normalität“, wie es heißt.

In den vergangenen Jahren habe es schöne, aber auch schwierige Zeiten für die Kirche gegeben, so Benedikt bei seiner letzten Generalaudienz auf dem Petersplatz in Rom. „Das Meer war aufgewühlt, der Wind kam von vorne und Gott schien zu schlafen.“

Nun will Ratzinger beten, meditieren - und verborgen für die Welt weiterhin der Kirche nahe sein. Von seinen Fenstern in Castel Gandolfo aus kann er die Lichter der Ewigen Stadt sehen.