Fragen und Antworten Die Bahn und der Baum: Züge bleiben im Sturm auf der Strecke

Berlin (dpa) - In den jüngsten Herbststürmen krachten viele Bäume auf Straßen und Bahntrassen. Die Deutsche Bahn (DB) muss sich fragen lassen, ob sie entlang ihrer Strecken zu wenig gegen Wildwuchs tut.

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Welche Regeln gelten für den Baumschnitt an Bahnstrecken?

Die Pflanzen werden nach Angaben der Bahn zurzeit mindestens sechs Meter links und rechts der Gleise auf Abstand gehalten, das heißt zurückgeschnitten. Damit würden die Anforderungen der Eisenbahn-Betriebsordnung erfüllt, sagt eine Bahnsprecherin. In ihr Vegetationsprogramm stecke das Unternehmen in diesem Jahr wie schon im Vorjahr knapp 100 Millionen Euro.

Reichen sechs Meter aus? Bäume wachsen doch viel höher.

Die Bahn verweist darauf, dass sie problematische Zonen identifiziert und dort breitere Streifen beschneidet. Dafür seien rund 16 Millionen Euro zusätzlich eingeplant.

Was macht die Bahn noch?

Die Bäume an den Strecken würden regelmäßig inspiziert, so die Bahn. Für Neupflanzungen nehme man ausschließlich tiefwurzelnde Baumarten wie Eiche oder Blutahorn.

Wem gehören die Grundstücke entlang der Trassen?

Die Bahn selbst besitzt viele Wälder. Oft aber sind die Grundstücke entlang der Bahn im Eigentum anderer - das können Kommunen sein oder Privatleute. Die Bahn muss sich im Zweifel mit ihren Nachbarn einigen, wie weit Büsche und Bäume zurückgeschnitten werden.

Hat die Bahn ihre Aufgabe vernachlässigt?

Das Unternehmen selbst bestreitet das unter Verweis auf ihre Programme. Mehr als 1000 Mitarbeiter seien im sogenannten Vegetationsmanagement im Einsatz.

Der Fahrgastverband Pro Bahn fordert dagegen, Bäume und Sträucher entlang der Hauptstrecken besser zu beschneiden. Früher seien die den Gleisen am nächsten stehenden Bäume kurz gehalten worden, damit sie nicht auf die Schienen fallen und dahinter stehende Bäume bei einem Unwetter auffangen konnten. Notfalls sei auch der Gesetzgeber gefordert. Wenn die Zuverlässigkeit des Fernverkehrs der Bahn derart unter dem Wetter leide, führe dies zu einem erheblichen Imageschaden.

Was sagen die anderen Eisenbahnen?

Der Verband Mofair, der konkurrierende Bahnbetreiber im Personenverkehr vertritt, kommt zu dem Ergebnis, „dass in den vergangenen Jahren zu wenig gemacht worden ist“. Offensichtlich wäre bei Baumbeschnitt mehr möglich, sagt Mofair-Geschäftsführer Matthias Stoffregen. Das zeige das Beispiel der Elbe-Weser-Bahn, die ihr 300 Kilometer langes Netz in eigener Regie instand halte. Obwohl mitten im Sturmgebiet, sei dort zuletzt nur ein einziger Baum aufs Gleis gefallen.

Wenn Wettbewerber wegen einer Störung nicht auf dem DB-Netz fahren können, müssen sie für die ausgefallenen Züge kein Trassenentgelt an die Netztochter der Bahn zahlen. Dennoch zahlten sie drauf, sagt Stoffregen. Zum einen verlören sie Einnahmen von Fahrgästen, zum anderen würden Vertragsstrafen an die Auftraggeber fällig, das sind Bundesländer oder Verkehrsverbünde.

Was war das Besondere an dem Sturm „Xavier“?

Beim Sturm „Xavier“ trugen die Bäume noch viel Laub, was sie für Böen besonders angreifbar machte. Hinzu kamen viel Regen, der die Böden aufweichte. Deshalb wurden mehr Bäume entwurzelt als sonst. „Xavier“ hebelte sogar Strommasten samt Fundament aus dem Boden.

Wird die Bahn auf die jüngsten Ereignisse reagieren?

Wahrscheinlich ja. Die Deutsche Bahn kündigte an, die Folgen der vergangenen Stürme genau zu analysieren - auch mit Blick auf den Baumbeschnitt.