Die Bahn zwischen öffentlichem Auftrag und Renditeanspruch
Berlin (dpa) - Die Deutsche Bahn ist ein besonderes Unternehmen. Seit 1994 als Aktiengesellschaft privatrechtlich organisiert, hat sie doch nur einen Eigentümer.
Sie gehört zu 100 Prozent dem Bund. Daraus ergibt sich ein Spannungsverhältnis. Zum einen soll die Bahn möglichst viele Fahrgäste in Deutschland möglichst günstig ans Ziel bringen. Andererseits wird von dem Verkehrskonzern erwartet, dass er dem Staat und damit dem Steuerzahler nicht auf der Tasche liegt.
Daher kommt es, dass sich die vormalige Bundesbahn, die nach dem Mauerfall mit der Reichsbahn der DDR fusionierte, zu einem internationalen Transport- und Logistikkonzern entwickelte, ganz besonders in der Amtszeit von Vorstandschef Hartmut Mehdorn von 1999 bis 2009.
Mehdorn verschärfte zugleich den Sparkurs und baute weiter Stellen ab, um aus der Behördenbahn endgültig ein renditeorientiertes Unternehmen zu machen. Ein Teil des Unternehmens sollte schließlich sogar an die Börse. Der Plan scheiterte kurz vor der Verwirklichung, weil die Pleite der Investmentbank Lehman Brothers die Aktienmärkte in Turbulenzen stürzte.
Das Grundgesetz schreibt die privatrechtliche Form der Bahn vor. Zugleich bestimmt es, dass der Bund sich dabei um das „Wohl der Allgemeinheit“ zu kümmern hat, indem er Ausbau und Erhalt des Schienennetzes gewährleistet. Der Bund zahlte für den Erhalt zuletzt jährlich 2,5 Milliarden Euro. Mehr als eine Milliarde kamen für den Aus- und Neubau von Trassen hinzu.
Aus dem Topf des Bundes kommen außerdem rund 7 Milliarden Euro als sogenannte Regionalisierungsmittel, die den Bundesländern gegeben werden. Damit wird der öffentliche Nahverkehr finanziert. Viele Strecken werden inzwischen aber über Ausschreibungen vergeben. Die Bahn steht also im Wettbewerb mit anderen Bahnunternehmen.
Die Bahn machte 2012 mehr als 39 Milliarden Euro Umsatz, ihr Gewinn betrug unterm Strich 1,5 Milliarden Euro. Bis zum Beginn der Finanzkrise 2008/2009 lieferten auch die Zukäufe im Ausland einen größeren Beitrag dazu. Bis heute hat die Bahn noch
nicht wieder die Ertragskraft, die sie vor Krisenbeginn hatte. Güterbahn und Logistiksparte schwächeln.
Kritiker sehen sich dadurch in ihrer Ansicht bestätigte, dass sich die Bahn auf das heimische „Brot-und-Butter-Geschäft“ beschränken und nicht der schwankenden Konjunktur aussetzen sollte. Das ist ein Begriff, den Bahnchef Rüdiger Grube gerne verwendet. Er will beides - im In- und Ausland stark sein. 2020 soll der Umsatz bei 70 Milliarden Euro liegen. Ein ehrgeiziges Ziel.