Die Chávez-Anhänger weinen - seine Gegner feiern

Caracas/Miami (dpa) - Für die einen bricht eine Welt zusammen, andere hoffen nun auf eine neue Ära: Während Chávez-Anhänger in Caracas weinen, feiern in Miami manche seiner Gegner das Ende des „Comandante“.

Kaum hatte die Regierung den Tod von Hugo Chávez verkündet, strömten seine Anhänger vielerorts in Venezuela auf die Straße, um ihre Trauer kundzutun. In der Hauptstadt Caracas zogen viele vor das Militärkrankenhaus Carlos Arvelo, wo der krebskranke 58 Jahre alte Staatschef zuletzt behandelt worden war. Andere kamen auf der Plaza Bolívar im Herzen der Millionen-Metropole zusammen. „Ich fühle großen Schmerz, denn wir haben einen großartigen Menschen verloren“, sagt Miriam Aponte der Nachrichtenagentur dpa.

„Wir müssen aber Ruhe bewahren und Geschlossenheit zeigen“, fügt die Frau hinzu. Um zu garantieren, dass alles ruhig blieb, hatten schon kurz nach der Todesnachricht in Caracas und anderen Städten Polizei und Militär Stellung bezogen. Im bürgerlichen Stadtteil Chacao kam es zwar zu Rangeleien zwischen Chávez-Anhängern und einer Gruppe oppositioneller Studenten, die dort seit Tagen campierte, um Aufklärung über die Krankheit des Präsidenten zu fordern. Die Polizei war jedoch schnell zur Stelle, so dass es bei ein paar verbrannten Zelten blieb.

Die Atmosphäre war dennoch angespannt. Das Mobilfunknetz und die Internetverbindungen waren zeitweise überlastet. Viele verfolgten die neuesten Nachrichten in den ersten Stunden daher an Fernsehgeräten in den Schaufenstern. Andere deckten sich in Supermärkten eilig mit Lebensmitteln ein. Es gab Tränen, aber auch Hupkonzerte als Zeichen der Unterstützung für den „Comandante“.

Auch im US-Bundesstaat Florida ertönten Autohupen - dort allerdings aus Freude über das Ende der Ära Chávez. „Se fue, se fue, se fue!“ (Er ist weg) schrien die Menschen in Doral bei Miami, wo viele Anti-„Chavistas“ aus Venezuela leben. „Es ist logisch, dass die Menschen feiern. In Venezuela können sie es ja nicht, weil sie unterdrückt werden“, sagt eine Frau der Nachrichtenagentur dpa. „Ich habe aber auch Angst davor, was nach dem Tod dieses Mannes kommt“, räumt die 51-Jährige ein.

„Ich kann mich nicht über den Tod eines Menschen freuen“, meint Miriam Gutiérrez. „Aber schon darüber, dass es einen Wandel geben wird“, fügt die 55-Jährige hinzu. Während andere Arepas (traditionelle venezolanische Maisfladen) aßen, Bier tranken oder Fahnen schwenkten, musste auch Reinaldo José über die Zukunft seines Landes nachdenken. „Ich bin gläubig, aber es wäre Heuchelei zu sagen, dass ich traurig über den Tod bin.“ Auch er ist aber überzeugt: „Auf Venezuela kommen sehr schwierige Zeiten zu.“