Porträt: Nicolás Maduro - Venezuelas neuer starker Mann

Caracas (dpa) - Nach dem Tod von Hugo Chávez gilt er als dessen Wunsch-Nachfolger. Vize-Präsident Nicólas Maduro wurde vom „Comandante“ beauftragt, seine sozialistische Revolution weiterzuführen.

Doch dem ehemaligen Busfahrer droht Konkurrenz aus dem Chávez-Clan.

Während der monatelangen Abwesenheit des krebskranken Chávez vertrat Maduro ihn an der Spitze des Staats. Der 50 Jahre alte Gewerkschafter gilt als linientreu und einer der engsten Mitarbeiter von Chávez. Nun könnte er ihm nachfolgen.

Beobachter hatten zwar auch andere Kandidaten für die Nachfolge von Chávez ausgemacht - wie zum Beispiel dessen Bruder Adán. Doch Maduro hat sich während der Krebserkrankung des Präsidenten eine starke Position gesichert. Er wurde zum Vertrauensmann und zur rechten Hand von Chávez. Am Dienstag war er es, der die Bevölkerung über dessen den Tod informierte.

Maduro, der die Schule bis zur mittleren Reife besuchte, arbeitete als Busfahrer in der Hauptstadt Caracas und war Gewerkschaftsvertreter der U-Bahnmitarbeiter, bevor er ins Parlament gewählt wurde. Dort schaffte er den Aufstieg zum Parlamentspräsidenten. Der große, kräftige und meist ernste Politiker trat erstmals 1992 auf die nationale politische Bühne, als er zu Protesten für die Freilassung von Chávez aufrief. Dieser saß wegen eines Umsturzversuchs gegen den damaligen Präsidenten Carlos Andrés Pérez im Gefängnis.

Maduro war vor seiner Ernennung zum Vizepräsidenten im Oktober des Vorjahres sechs Jahre lang Außenminister. „Seht, was Nicolás der Busfahrer alles schafft“, pries ihn Chávez öffentlich. Der Gewerkschafter wurde zu einem Vermittler des venezolanischen Staatschefs, um die Beziehungen mit freundlich gesonnenen Staaten weiter zu verbessern. Er schloss etwa Abkommen mit Russland, China und dem Iran und kritisierte - wie Chávez - den „Imperialismus“ der USA.

Während des Wahlkampfes für die Präsidentenwahl im Oktober 2012 absolvierte er Seite an Seite mit Chávez mehrere Veranstaltungen. Auch begleitete er den Staatschef 2011 mehrmals nach Kuba, wo dieser sich wegen seiner Krebserkrankung Chemo- und Strahlentherapien unterzog. Im Dezember besuchte er Chávez nach dessen vierter Krebsoperation in Kuba.

Sollte bei der Operation irgendetwas schief gehen, dann solle Maduro verfassungsgemäß die noch bis Ende des Jahres laufende Amtszeit übernehmen, hatte Chávez vor seiner Abreise nach Kuba angeordnet. Auch sollten seine Unterstützer für Maduro stimmen, falls seine Abwesenheit Neuwahlen erfordern sollte. „Meine Meinung ist absolut und unumkehrbar ... Ihr solltet Nicolás Maduro wählen“, sagte er damals. Laut Verfassung müssen die Venezolaner nach Chávez' Tod nun binnen 30 Tagen an die Urnen gerufen werden.