Die politischen Familien im Europäischen Parlament
Brüssel (dpa) - Rund 160 verschiedene nationale Parteien aus 28 Ländern sind im Europäischen Parlament vertreten. Die überwiegende Mehrheit der Abgeordneten gehört einer der sieben Parlamentsfraktionen an, 33 sind fraktionslos.
Ein Überblick:
1. Fraktion der Europäischen Volkspartei (EVP) - European People's Party (EPP):
Die EVP-Fraktion ist mit 273 Abgeordneten die stärkste Gruppe im Parlament. Die Christdemokraten und Konservativen, darunter 42 von CDU und CSU, wählten Jean-Claude Juncker zu ihrem Spitzenkandidaten. Neben der französischen UMP und der polnischen Bürgerplattform mischt auch die Forza Italia des italienischen Ex-Regierungschefs Silvio Berlusconi mit. Auch die nationalkonservative Fidesz-Partei des umstrittenen ungarischen Ministerpräsidenten Viktor Orban stellt 13 EVP-Mandate. Scheidender Fraktionschef ist der UMP-Politiker Joseph Daul, ein sprachgewandter Elsässer.
2. Fraktion der Progressiven Allianz der Sozialisten & Demokraten - Progressive Alliance of Socialists and Democrats (S&D):
Die zweitstärkste Fraktion vereint 196 Mitglieder aus sozialistischen, sozialdemokratischen und Arbeiter-Parteien. 23 SPD-Politiker sind dabei, stark vertreten sind auch die Demokratische Partei aus Italien und die Sozialistische Arbeiterpartei aus Spanien. Martin Schulz ist S&D-Spitzenkandidat, der Österreicher Hannes Swoboda Chef der Fraktion - er geht aber nach der Wahl.
3. Fraktion der Allianz der Liberalen und Demokraten für Europa - Alliance of Liberals and Democrats for Europe (ALDE):
In dem Sammelbecken aus 83 Abgeordneten finden sich wirtschaftsliberale wie sozialliberale Strömungen. Die deutsche FDP besetzt ebenso wie die britischen Liberaldemokraten mit jeweils zwölf Mandaten die meisten Sitze. Der belgische Ex-Ministerpräsident Guy Verhofstadt ist Fraktionschef und Spitzenkandidat im Wahlkampf.
4. Fraktion der Grünen/Freie Europäische Allianz (GRÜNE/EFA) - The Greens-European Free Alliance (GREENS/EFA):
Der Zusammenschluss der Europäischen Grünen und der regionalistischen Europäischen Freien Allianz zählt 57 Mitglieder, die meisten aus Frankreich (15) und Deutschland (14). Die Gruppe wird derzeit von Daniel Cohn-Bendit (Frankreich) und Rebecca Harms (Deutschland) geführt.
5. Europäische Konservative und Reformisten (EKR) - European Conservatives and Reformists (ECR):
Ebenso stark wie die Grünen ist die Fraktion der Reformisten, die sich 2009 nach der Wahl formierte. Der britische Premierminister David Cameron kam damals als Oppositionsführer mit seinen Tories aus der EVP dazu. Auch liberal-konservative Tschechen und die polnische Partei Recht und Gerechtigkeit sind in der EKR - aber keine Vertreter aus Deutschland. Die Fraktion stellt sich gegen mehr Kompetenzen für Brüssel.
6. Konföderale Fraktion der Vereinigten Europäischen Linken/Nordische Grüne Linke (KVEL/NGL) - European United Left-Nordic Green Left (GUE-NGL):
Das Wortungetüm beschreibt das Bündnis sozialistischer und kommunistischer Parteien. Unter den 34 Abgeordneten sind acht Politiker der Linkspartei. Das Spektrum reicht von proeuropäischen Gruppen bis zu Euro-Gegnern wie der radikallinken, griechischen Syriza-Partei - was die Fraktionsdisziplin erschwert. Die Deutsche Gabriele Zimmer (Die Linke) führt die Fraktion an.
7. Europa der Freiheit und der Demokratie (EFD) - Europe of Freedom and Democracy (EFD):
Die 2009 gegründete Fraktion ist ein Sammelbecken aus EU-Gegnern, Nationalkonservativen und Rechtspopulisten vor allem der britischen United Kingdom Independence Party (UKIP) und der italienischen Lega Nord. Die 31 Abgeordneten werden angeführt von Nigel Farage (UKIP) und Francesco Speroni (Lega Nord) und sind im Parlament weitgehend isoliert. Deutsche sind nicht dabei.
8. Fraktionslos - Non-Inscrits (NI):
Unter den 33 Fraktionslosen sind beispielsweise Jean-Marie Le Pen und seine Tochter Marine von der rechtsextremen Front National (FN) aus Frankreich. Der Aufschwung euroskeptischer Gruppierungen könnte nach der Europawahl zu einer neuen Fraktion am rechten Rand führen.