Dokumentation Die Rede Kanzlerin Merkel bei der Weltklimakonferenz

Bonn (dpa) - Bundeskanzlerin Angela Merkel hat im Plenum der Weltklimakonferenz in Bonn gesprochen. dpa dokumentiert die Rede in Auszügen.

Foto: dpa

... „Der Klimawandel ist für unsere Welt eine Schicksalsfrage, die entscheidet über das Wohlergehen von uns allen. Und die entscheidet ganz konkret darüber, ob Menschen auch in Zukunft noch zum Beispiel auf den Pazifikinseln leben können. Es hat also eine ganz besondere Aussagekraft, dass die Republik Fidschi als Inselstaat die Präsidentschaft der COP23 (der 23. Weltklimakonferenz) übernommen hat. Und es ist uns in Deutschland eine Ehre, die Republik Fidschi hierbei zu unterstützen, das sage ich im Namen der ganzen Bundesregierung.“ ...

„Mit dem Klimaschutzplan 2050 hat Deutschland seine mittel- und langfristige Strategie festgelegt. Wir wollen bis Mitte des Jahrhunderts weitgehende Treibhausgasneutralität erreichen, zwischen 80 und 95 Prozent der CO2-Emission einsparen. Und der nächste Schritt ist jetzt, diese Strategie auch mit konkreten Maßnahmen auszufüllen. Und ich will hier ganz offen sprechen: Das ist auch in Deutschland nicht einfach.

Wir haben uns Ziele für 2020, 2030 und dann eben 2050 vorgenommen. Unser Ziel für 2020 ist bezogen auf 1990 ein ehrgeiziges Ziel, nämlich eine Reduktion um 40 Prozent. Jetzt am Ende des Jahres 2017 wissen wir, dass uns bis dahin noch ein ganzen Stück fehlt. Gerade in den anstehenden Gesprächen zur Bildung einer neuen Regierung spielt diese Frage in diesen Tagen eine zentrale Rolle.

Da geht es auf der einen Seite um die Erfüllung dessen, was wir uns vorgenommen haben. Da geht es aber auch um soziale Fragen und Arbeitsplätze. ... Ich will Ihnen nur sagen, dass auch in einem reichen Land wie wir es sind, darüber natürlich erhebliche Konflikte in der Gesellschaft sind. Und die müssen wir lösen. ... Sie wissen, dass (in) Deutschland als ein Land, das noch im hohen Maße Kohle verwendet, natürlich gerade die Kohle, insbesondere die Braunkohle auch einen wesentlichen Beitrag leisten muss, um diese Ziele zu erfüllen. Aber wie genau das ist, das werden wir in den nächsten Tagen miteinander ganz präzise diskutieren müssen.“ ...

„Nur wenn wir die umfangreichen Investitionen auch klimafreundlich ausrichten, können wir unseren Wohlstand in Zukunft sichern. Und deshalb sind wir der Überzeugung, dass Klimapolitik auch zukunftsorientierte Wirtschaftspolitik (ist), denn die Bewahrung unserer Lebensgrundlagen ist ja die Voraussetzung dafür, dass wir überhaupt erfolgreich wirtschaften können.“

Merkel zum breiten Klima-Bündnis in den USA: „Ich möchte das sehr begrüßen, denn es unterstreicht die Bedeutung des Klimaschutzes in weiten Teilen der USA ungeachtet der Entscheidung von Präsident Trump, aus dem Klimaabkommen von Paris auszusteigen.“ ...

„Dies alles geschieht ja auch in der Überzeugung, dass die Transformation hin zu einer emissionsarmen Wirtschaftsweise richtig angelegt auch große Wachstumschancen bietet. ... Ich darf Ihnen sagen, das die erneuerbaren Energien jetzt die stärkste Säule der Energieversorgung sind.“ ...

„Wir wissen, wir haben auf der einen Seite schmelzende Gletscher, steigende Meeresspiegel und Überschwemmungen und auf der anderen Seite Stürme, unerträgliche Hitze und Dürrekatastrophen. Und niemand, ich sage niemand darf und kann das ignorieren.“ ...

„Zunehmende Konflikte um natürliche Ressourcen sind ja geradezu vorprogrammiert, wenn wir beim Klimaschutz nichts tun.“

„Um Entwicklungsländer zu unterstützen, damit sie sich an nicht mehr vermeidbare Folgen des Klimawandels überhaupt anpassen können, hat Deutschland 2016 1,4 Milliarden Euro zur Verfügung gestellt. Wir bringen dieses Jahr noch einmal 100 Millionen für den Anpassungsfonds auf.“ ...

„Es heißt jetzt, unseren Worten auch Taten folgen zu lassen. Wir in Deutschland werden uns mühen, auch wenn das viele Kontroversen hervorruft.“ ...