Die Türkei und die Flüchtlingskrise

Istanbul (dpa) - Die Türkei hat nach eigenen Angaben inzwischen über 2,5 Millionen Flüchtlinge aufgenommen - mehr als jedes andere Land der Welt.

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Diesen offiziellen Angaben zufolge stammen alleine 2,2 Millionen der Schutzsuchenden aus Syrien, weitere 300 000 aus dem Irak. Die Türkei mit ihren rund 78 Millionen Einwohnern ist das wichtigste Transitland für Flüchtlinge auf dem Weg in die EU.

Die Zahl der Flüchtlinge in der Türkei ist rapide gestiegen: Erst im Juni vergangenen Jahres übersprang die Zahl der Schutzsuchenden aus dem benachbarten Syrien die Millionenmarke. Nach Regierungsangaben hat die Türkei inzwischen acht Milliarden Dollar (sieben Milliarden Euro) für die Flüchtlinge ausgegeben. Die internationale Unterstützung beziffert Ankara auf weniger als 500 Millionen Dollar.

Viele Flüchtlinge durchqueren die Türkei nur. Andere Schutzsuchende besonders aus Syrien verbrachten längere Zeit in der Türkei und versuchen nun, nach Europa weiterzuziehen. Sie haben nach mehr als vier Jahren Bürgerkrieg in ihrer Heimat die Hoffnung auf eine Rückkehr verloren und sehen keine Perspektive in der Türkei.

Die Türkei gewährt Syrern oder Irakern keinen Flüchtlingsstatus, sondern „vorübergehenden Schutz“. Arbeiten dürfen sie nicht. Allerdings dulden die Behörden in der Regel, wenn Flüchtlinge etwa auf dem Bau oder in der Gastronomie schwarz arbeiten - weit unterhalb türkischer Löhne. Die meisten Flüchtlingskinder gehen nicht zur Schule. Dem türkischen Schulsystem fehlt dafür die Kapazität.

Zwar unterhalten die Flüchtlingscamps eigene Schulen. Nicht einmal jeder siebte Syrer lebt aber in diesen Lagern. Die Mehrheit schlägt sich in Städten im Südosten oder in Metropolen wie Istanbul durch. Der große Andrang von Flüchtlingen führt zu sozialen Spannungen, die aber vergleichsweise glimpflich verlaufen. Das Thema spielt im Wahlkampf vor der bevorstehenden Neuwahl zum Parlament kaum eine Rolle.

Die Führung in Ankara hat in der Flüchtlingskrise wiederholt Vorwürfe gegen die EU erhoben. Staatspräsident Recep Tayyip Erdogan kritisierte im vergangenen Monat, Europa habe das Mittelmeer in ein „Grab“ verwandelt und trage damit die Mitschuld an dem Tod „jedes einzelnen Flüchtlings, der sein Leben gelassen hat“.