Die Vertreter der deutschen Splitter-Parteien im EU-Parlament

Berlin (dpa) - 14 deutsche Parteien werden nach dem vorläufigen Ergebnis im künftigen Europäischen Parlament vertreten sein - so viele wie nie. Weil das Bundesverfassungsgericht die Sperrklausel kippte, hatten diesmal auch kleine Parteien eine Chance.

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Die „Kleinen“ haben in der Summe mehr Stimmen auf sich vereinen können als 2009. Sieben Parteien sind zusätzlich mit je einem Abgeordneten eingezogen - auch 0,6 Prozent der Stimmen reichten noch dafür.

NPD: Ex-Parteichef Udo Voigt vertritt die Rechtsextremen künftig in Brüssel und Straßburg. Die NPD steckt in einer tiefen Krise - sie hat große Geldprobleme, die Zahl ihrer Mitglieder ist gesunken. Der Bundesrat reichte im Dezember beim Verfassungsgericht einen Verbotsantrag ein. Daran hat der 62-jährige Politikwissenschaftler und frühere Hauptmann der Bundeswehr, geboren in Viersen, einen Anteil. Voigt hatte die Partei weiter nach Rechtsaußen geführt.

FREIE WÄHLER: Für die Partei aus Bayern zieht Ulrike Müller ins Europaparlament. Die 52-jährige Bäuerin aus Missen-Wilhams sitzt seit 2008 im Bayerischen Landtag und war dort zuletzt stellvertretende Fraktionschefin. Die verheiratete Mutter zweier Kinder ist 1987 in die Partei eingetreten. Ihre Hauptziele: Erhalt der ländlichen Räume, Unterstützung des Mittelstands, Stärkung der bäuerlichen Landwirtschaft und Erhalt von sozialem Miteinander.

TIERSCHUTZPARTEI: Für die 1993 gegründete, nach eigenen Angaben weltweit erste Tierrechtspartei sitzt Stefan Eck im EU-Parlament. Der in Saarbrücken lebende 58-jährige Werbekaufmann ernährt sich vegan. Anliegen des Parteichefs: „Wer die Lebenssituation kennt, in der sich ein großer Teil der Weltbevölkerung und Milliarden Tiere befinden, wer über die dramatische Zerstörung der Umwelt informiert ist, darf nicht länger schweigen.“

FAMILIENPARTEI: Als Spitzenkandidat wurde Arne Gericke ins Parlament gewählt. 1964 in Hamburg geboren, lebt Gericke heute in Tessin bei Rostock. Er und seine Frau kümmern sich um vier eigene und drei Pflegekinder. Nachdem Gericke seinen Job als Heimleiter eines Seniorenzentrums aufgegeben hatte, machte er sich selbstständig als Redner und Berater. Er erhielt den Preis „Spitzenvater des Jahres 2012“, vergeben unter Schirmherrschaft des Familienministeriums.

PIRATEN: Spitzenkandidatin Julia Reda ist die zweitjüngste deutsche Abgeordnete im EU-Parlament. Die 1986 in Bonn geborene Politikwissenschaftlerin lebt in Wiesbaden und ist seit 2009 bei der Piratenpartei aktiv. Davor war sie einige Jahre lang Mitglied der SPD. Reda stand zwischen 2010 und 2012 an der Spitze der Jungen Piraten. Sie ist auch Gründungsvorsitzende der „Young Pirates of Europe“. Ihr Wahlkampfmotto: „Grenzenlos“.

ÖDP: Der frühere Universitäts-Professor Klaus Buchner aus München ist 1983 der Ökologisch-Demokratischen Partei beigetreten. Der Atomphysiker und Umweltexperte - Geburtsjahr 1941 - wird der zweitälteste deutsche EU-Parlamentarier sein. Der Vater von vier Kindern nennt das Gelingen der Energiewende durch den dezentralen Ausbau der Erneuerbaren Energien alternativlos. Im EU-Parlament will er künftig „den Einfluss der Energielobby“ verringern.

DIE PARTEI: Der Ex-Chef des Satiremagazins „Titanic“, Martin Sonneborn, hat es geschafft - mit Forderungen nach „Faulenquote“, „Existenzmaximum“ oder Notabitur. Kaum gewählt als Kandidat der Satire-Partei, plant der 49-jährige Journalist bereits den Rückzug: Die Parteispitze hatte beschlossen, „dass die Vertreter der PARTEI monatlich zurücktreten, so dass immerhin 60 Leute einen mit rund 33 000 Euro dotierten Monat in Brüssel und Straßburg verbringen können“.