Die wichtigsten Fragen zur FIFA-Krise
Zürich (dpa) - Einen Tag nach den Festnahmen mehrerer ranghoher FIFA-Funktionäre soll in Zürich der Kongress des Fußball-Weltverbandes beginnen. Ob es dazu kommt, hängt womöglich auch von einer Sitzung der UEFA-Mitglieder ab.
Gehen die Europäer tatsächlich auf Konfrontationskurs, ist Joseph Blatter als FIFA-Boss mehr denn je gefordert. Wie geht es am Tag nach den dramatischen Entwicklungen in Zürich weiter?
Vor der geplanten Kongresseröffnung um 17.00 Uhr in einem Theater gibt es zwei Termine. Um 09.00 Uhr wird der Medizin-Kongress fortgesetzt, für den sich auch Blatter ursprünglich angesagt hat. Taucht der FIFA-Chef dort auf, wird er sich auch öffentlich äußern müssen. Spannender ist die Sitzung der UEFA-Mitgliedsverbände ab 12.30 Uhr in einem Zürcher Hotel. Dann muss die Verbandsspitze um Michel Platini und DFB-Chef Wolfgang Niersbach die Basis vom harten Kurs gegen Blatter - inklusive einer Kongress-Boykott-Drohung - überzeugen.
Welche Konsequenzen hätte eine Kongressabsage für die FIFA oder ein Boykott durch die UEFA?
Auf den ersten Blick erscheint eine Kongressabsage unmöglich. Der Gesichtsverlust für Blatter wäre riesig. Andererseits ist der Ruf ohnehin ruiniert und mit einer Verschiebung könnte man den Willen zur Erneuerung sogar noch besser verkaufen. Ein Boykott durch die UEFA wäre bedrohlicher. Die wirtschaftlich stärkste und numerisch zweitgrößte Konföderation auf Konfrontationskurs würde die Fußball-Welt entzweien.
Was ist die Strategie von Joseph Blatter?
Zuerst schien es, als wolle Blatter die Krise wieder einmal aussitzen. Dann meldete er sich doch zu Wort und versprach den Kampf gegen die bösen Mächte des Fußballs. Diese Linie dürfte er bis zum Kongress durchziehen. Der Schweizer glaubt womöglich selbst, dass nur er seine geliebte FIFA aus der Krise führen kann. Seinen Kontrahenten Platz zu machen, kommt für den 79-Jährigen einfach nicht infrage.
Was bedeuten die Untersuchungen der Schweizer Justiz für die WM 2018 und 2022?
Noch ist in der WM-Frage nichts Entscheidendes passiert. Die Staatsanwaltschaft ermittelt und tut dies vermutlich auf deutlich professionellere und unabhängigere Weise, als es die FIFA-Ethikhüter je haben tun können. Tatsächlich wurden die Durchsuchungen im FIFA-Hauptquartier erst durch die Strafanzeige des Weltverbandes angestoßen. Nun darf mit Spannung abgewartet werden, was die eidgenössischen Ermittler aufspüren - auch bei ihren angekündigten Verhören der Wahlmänner aus dem FIFA-Exko von 2010.
Wie wahrscheinlich ist eine Neuvergabe der Turniere, eventuell sogar nach Deutschland.
Für eine Neuausschreibung gibt es noch keine konkreten Anzeichen. Erst wenn die Schweizer Ermittler tatsächlich belastbare Beweise für Korruption finden, könnte diese Diskussion eine juristisch tragbare Grundlage finden. Der Imageschaden für die FIFA und ihre WM-Ausrichter Russland und Katar wäre aber immens. Spätestens dann müsste es auch zu einer Neubesetzung der FIFA-Spitze kommen. Im Fall der Fälle ist Deutschland natürlich immer eine Gastgeber-Option.