Doktor der Medizin - nur ein „Türschild-Titel“?

Berlin (dpa) - Nicht erst seit dem Plagiatsverdacht gegen die 1990 verfasste Doktorarbeit von Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen sind Medizin-Dissertationen im Gerede. Der Grund: Es gibt so ungewöhnlich viele davon.

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Mediziner stellen laut Zahlen des Statistischen Bundesamtes die größte Gruppe der Titelträger in Relation zu ihrer Gesamtzahl - etwa sechs Prozent der Studierenden.

Nach den aktuellsten Daten für das Jahr 2014 bestanden in Deutschland 7326 Studenten der Humanmedizin und Gesundheitswissenschaften ihre Promotionsprüfung. Durchgefallen sind nur wenige. Insgesamt erzielten 11 559 Medizin-Studenten einen „universitären Abschluss“. Damit verlassen also zwei von drei Akademikern (gut 63 Prozent) in diesem Prestigefach die Uni mit Doktorgrad. Nach Ansicht von Kritikern ist das aber oft nur ein wissenschaftlich fragwürdiger „Türschild-Titel“, um die Karrierechancen als Arzt zu verbessern.

Auch insgesamt ist die Zahl der Doktorarbeiten in den vergangenen Jahren in Deutschland gestiegen - wie auch die Zahl der Studierenden. 2014 gab es laut Statistik gut 23 500 erfolgreiche Promotionsprüfungen - zehn Jahre zuvor noch knapp 20 400.

Im Gespräch mit der Deutschen Presse-Agentur sagte der Präsident der Hochschulrektorenkonferenz, Horst Hippler, in der Medizin handele es sich meist um „studienbegleitende Doktorarbeiten, die nicht dem Standard der Arbeiten in anderen wissenschaftlichen Fächern entsprechen“. Er sei dafür, den Doktorgrad in Medizin nur für solche Dissertationen zu verleihen, die „eine eigenständige Forschungsleistung darstellen“.