Porträt Emmanuel Macron: Ein Optimist für ein verunsichertes Land
Paris (dpa) - Was für ein Durchmarsch: Noch vor drei Jahren war Emmanuel Macron außerhalb der Pariser Polit-Blase völlig unbekannt; nun wird er der jüngste Präsident der französischen Geschichte.
Mit 39 Jahren Chef im Élyséepalast.
Manche nennen ihn den „französischen Obama“ - wie der frühere US-Präsident mit seinem Wahlkampfslogan „Yes, we can“ steht Macron für eine Politik der Zuversicht. „Wir werden Frankreich seinen Optimismus zurückgeben“, rief er seinen Anhängern zu. Positive Töne für ein verunsichertes Land.
Macron verspricht eine Erneuerung der verkrusteten französischen Politik. Auf den alten Fluren der Macht kennt er sich aber bestens aus. Der im nordfranzösischen Amiens aufgewachsene Jesuitenschüler besuchte die Kaderschmiede der Republik: die Elitehochschule ENA, Türöffner für eine aussichtsreiche Verwaltungskarriere. Später wechselte er auf einen gut bezahlten Job als Investmentbanker bei Rothschild.
2012 wurde er Berater des sozialistischen Präsidenten François Hollande, zwei Jahre später Wirtschaftsminister. Schnell avancierte der smarte und charismatische Macron zum neuen Star der Regierung.
Die Liebesgeschichte mit seiner Frau Brigitte (64) begeisterte die Medien - das Paar mit mehr als zwei Jahrzehnten Altersunterschied lernte sich in einer Theatergruppe an Macrons Schule kennen. Er war Schüler, sie Lehrerin. Ein Fernsehsender grub ein Video von der damaligen Aufführung aus, in der Macron eine Vogelscheuche spielte. „Unsere Geschichte hat uns einen hartnäckigen Willen eingehämmert, nichts dem Konformismus zu überlassen“, sagt Macron.
Macron fiel immer wieder mit Kritik am zögerlichen Reformkurs der Regierung auf. Seine liberalen Positionen verärgerten dabei viele Linke - die deshalb nun auch allenfalls mit geballter Faust in der Tasche für ihn stimmten. Im vergangenen Sommer brach Macron mit Hollande und trat zurück. Ein Schritt ins Unbekannte - erst wenige Monate zuvor hatte er seine Bewegung „En Marche!“ gegründet, mit den Initialen seines Namens.
Doch Macron profitierte von Hollandes Unbeliebtheit, vom Streit der Linken, von der Job-Affäre des konservativen Kandidaten François Fillon. Und war plötzlich Favorit. Mit seiner Kandidatur jenseits der klassischen Parteien hat er die politische Landschaft in Frankreich umgepflügt.
Nun muss er sein Versprechen, Frankreich mit einem pro-europäischen, liberalen Kurs „weder rechts noch links“ aus der Krise zu führen, auch einlösen. Dazu braucht er eine Mehrheit im Parlament, das es erst noch zu wählen gilt. Und er darf nicht vergessen, dass er einen großen Teil der Franzosen auf seinem Weg erst noch mitnehmen muss - denn sein Wahlergebnis war für viele vor allem ein Votum nicht für sein Programm, sondern gegen Le Pen.